lundi 30 mars 2015

Unschuldig im Gefängnis - Knox will eine Millionen-Entschädigung


Freigesprochen aus Mangel an Beweisen. Das Urteil des obersten Gerichts in Rom war für die zuvor Verurteilten, die Amerikanerin Amanda Knox und ihren italienischen Ex-Freund Raffaele Sollecito, eine freudige Überraschung.


In der US-Stadt Seattle feierten die Familie und die Unterstützer von Knox den Freispruch mit Champagner und Freudenrufen. Viele tanzten auf der Straße vor dem Elternhaus der Freigesprochenen, wie die britische Zeitung Telegraph schreibt. Knox selber sagte, sie sei dankbar, dass sie ihr Leben wieder zurückhabe.


Sollecito brach in Tränen aus




Sollecito konnte es kaum fassen: «Ist es wirklich vorbei?», fragte er immer wieder und brach in Tränen aus. Der heute 31-Jährige war zu Besuch bei seinem Vater in der Nähe von Bari, als er das Urteil vernahm. Er habe sieben Jahre seines Lebens verloren, sagte er laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Doch Sollecito und Knox dürften noch mehr Grund zur Freude haben: Die beiden hatten je vier Jahre im Gefängnis verbracht – unschuldig laut dem aktuellen Urteil. Daher können sie jetzt Anspruch auf Entschädigung geltend machen.


Endgültiger Freispruch für Amanda Knox:


Anspruch auf Entschädigung umstritten


Der Anwalt von Knox hat bereits angekündigt, dass er diesen Schritt tun werde. Die Familie Sollecito deutete an, ebenfalls Entschädigung zu fordern. Konkrete Zahlen sind laut dem «Telegraph» noch nicht bekannt, doch die beiden können mit siebenstelligen Beträgen rechnen.


Anderseits hängt das Anrecht auf Entschädigung auch vom Verhalten der Angeklagten vor Gericht ab. Sowohl Sollecito als auch Knox haben ihre Geschichte während der Ermittlungen und des ersten Prozesses mehrfach geändert. Die Amerikanerin war 2009 zudem wegen Verleumdung verurteilt worden – ein Schuldspruch, den der aktuelle Freispruch nicht aufhob. Dieses Verhalten schmälere ihren Anspruch auf eine Entschädigung, schreibt CNN.


Familie Kercher ist schockiert


Am vergangenen Freitag hatten die Richter auch entschieden, dass der dritte Angeklagte, Rudy Guede, die Tat allein begangen haben muss. Auch in dieser Sache sah das Kassationsgericht den Fall anders als frühere Richter. Guede, ein Migrant aus der Elfenbeinküste, hatte die Tat stets abgestritten.


Während im Umfeld von Knox in Seattle und von Sollecito in Bari Freude herrschte, war die Familie der ermordeten Kercher im britischen Coulsdon schockiert. «Nachdem sie zwei Mal verurteilt worden sind, ist es ein bisschen seltsam, dass die Richter nun ihre Meinung änderten», sagte die Mutter des Opfers. Sie sei bestürzt über das Urteil, fügte sie noch an.


Das Gericht hat nun 90 Tage Zeit für die Urteilsbegründung.


Chronologie: Mordfall Meredith Kercher


2. November 2007: Kercher wird tot in ihrer Wohnung in Perugia gefunden. Ihre halbnackte Leiche ist mit Messerstichen übersät. Die Ermittler stellen fest, dass sie vergewaltigt wurde.

6. November: Kerchers Mitbewohnerin Amanda Knox und deren damaliger Freund Raffaele Sollecito werden verhaftet; ebenso der Kneipenbesitzer Patrik Lumumba, bei dem Knox hin und wieder arbeitet.


20. November: Der von Knox beschuldigte Lumumba wird wegen Mangels an Beweisen freigelassen.


6. Dezember: Der in Deutschland verhaftete Ivorer Rudy Hermann Guede wird an Italien ausgeliefert.


28. Oktober 2008: Knox und Sollecito werden wegen Mordes und sexueller Nötigung angeklagt. Guede wird in einem abgekürzten Verfahren wegen Mordes und Nötigung zu 30 Jahren Haft verurteilt.


4. Dezember 2009: Knox wird zu 26, Sollecito zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Knox erhält ein Jahr mehr, weil sie die Richter auch der Verleumdung Lumumbas für schuldig befinden.


22. Dezember: Ein Berufungsgericht verkürzt Guedes Strafmaß auf 16 Jahre.


24. November 2010: In Perugia beginnt die Berufungsverhandlung für Knox und Sollecito.


29. Juni 2011: Eine neue Untersuchung von Forensikexperten kommt zu dem Schluss, dass viele DNA-Beweise gegen Knox und Sollecito unbrauchbar sind.


3. Oktober: Die Berufungsrichter sprechen Knox und Sollecito frei. Beide werden aus der Haft entlassen. Knox reist in die USA aus.


26. März 2013: Italiens Oberstes Gericht hebt die Freisprüche auf und ordnet ein drittes Verfahren an.


30. September: Der neue Prozess beginnt in Florenz.

30. Januar 2014: Das Gericht befindet Knox und Sollecito erneut für schuldig und verurteilt sie zu 28 Jahren und sechs Monaten beziehungsweise zu 25 Jahren Gefängnis.


27. März 2015: Italiens Kassationsgericht spricht Knox und Sollecito endgültig frei. Aufrechterhalten bleibt nur Knox' Verurteilung wegen Verleumdung. Die dafür vorgesehene Strafe hat sie bereits verbüßt.


(L'essentiel/kmo/sda)






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