mardi 31 mars 2015

Basketball - Luxemburger Talent will ins Vorzimmer der NBA


Der Wecker klingelt an diesem Freitag bereits um 5.20 Uhr. Eine halbe Stunde später pumpt Luka Jovicic bereits Gewichte im Kraftraum. Bevor er zum Frühstück geht, schickt er 150 Würfe Richtung Brett, am Nachmittag stehen weitere Trainingseinheiten auf dem Programm. Dazwischen: Geschichte- und Politikunterricht. «Es ist sehr harte Arbeit hier», erzählt der 20-Jährige aus Steinbrücken bei Esch/Alzette, «aber wenn ich auf dem Court stehe, dann genieße ich jede Minute.»






Der gebürtige Luxemburger mit serbischen Wurzeln wechselte im Sommer 2012 aus dem Großherzogtum ins Mutterland des Basketballs. Drei Jahre später will sich der Rohdiamant einen Platz in einer der beiden obersten Ligen der populären College-Meisterschaft erkämpfen, die als Vorzimmer der nordamerikanischen Eliteliga NBA gelten. Auch wenn er von seinem großen Ziel noch ein gutes Stück entfernt ist – der baumlange Youngster (2,02 Meter) lässt sich nicht beirren. «Wenn niemand über deine Träume lacht, dann sind sie nicht groß genug», sagt Luka im Videotelefonat mit L’essentiel.


«Es ist fast wie in der Wüste»


Seit vergangenem August geht der 20-jährige Small Forward nach Stationen an der High School in Kentucky und dem Missouri Valley College im texanischen Clarendon auf Korbjagd. Seine blitzschnellen Drei-Punkte-Würfe sorgen am dortigen Junior College bereits jetzt für Aufsehen. «Die Amerikaner lieben große ‚Shooter‘», grinst er. Sein großes Vorbild ist der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki: «Ich schaue mir sehr viel von ihm ab.»


Video: 19 Dreipunkter hintereinander


Für das Talent aus Luxemburg ist das beschauliche Clarendon im sogenannten «Pfannenstiel» von Texas ein optimales Umfeld. Im Sommer hatte er ein Stipendium des dortigen Junior College angenommen, aus Trainings- und Studienzwecken, um ein sogenanntes «Redshirt year» ohne Matchpraxis einzulegen. «Ich habe mich sehr verbessert in den letzten Jahren, zehn Kilo abgenommen, an meiner Schnelligkeit gearbeitet. Doch perfekt ist man nie.» Bis 2018 hat Jovicic noch Zeit, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Es gab auch schon verschiedene Anfragen von Colleges, «aber ich will natürlich einen guten Deal erzielen.»


In Luxemburg spielte Jovicic als Nachwuchsspieler für BC Mess, die Bascharage Hedgehogs und Résidence Walfer. Schon als 12-Jähriger trainierte er mit der Herren-Mannschaft mit. Das Spielniveau im Großherzogtum ist für ihn dennoch schwer mit jenem in den USA vergleichbar. «Europäischer Basketball ist langsamer, konzentrierter und strukturierter. Amerikanischer Basketball ist hingegen sehr athletisch, man muss sehr stark und aggressiv sein.» Oder, anders formuliert: «Man muss bereit sein, Nasen zu brechen.»


«Jeden Schlag absorbieren»


Nicht selten kommt es vor, dass Luka nach einem Ellbogencheck eines Gegenspielers mit geschwollenem Gesicht oder blutender Nase in sein Zimmer am Campus schleicht. «Ich muss noch härter werden», übt sich der stets freundliche und höfliche Jovicic in Selbstkritik. «Man muss bereit sein, jeden Schlag zu absorbieren. Wenn man Schmerz zeigt, dann sehen die anderen Spieler, dass du schwach bist.»


Ein bisschen stolz, dass er es als Spieler aus dem kleinen Luxemburg in den US-Collegesport geschafft hat, ist Jovicic aber bereits jetzt. Seine Verbindung zur Heimat hat er trotz der großen Entfernung aber nicht verloren. Ob er auch für die Nationalmannschaft spielen würde, kann er jedoch nicht beantworten: «Man hat mich noch nie wirklich gefragt.»


Ein Blick in die Halle der Clarendon Bulldogs:


Vielleicht ergibt sich ja etwas im nächsten Sommer: Dann wohnt Jovicic wieder für drei Monate zuhause im Großherzogtum. Dem Basketball hat Jovicic nach eigenen Angaben viel zu verdanken. «Ich bin nicht reich aufgewachsen. Basketball hat mir sehr geholfen, im Leben weiterzukommen und mir eine Collegeausbildung ermöglicht.» Luka kommt aus einer Basketball-verrückten Familie: Sein Vater Zoran ist Damen-Trainer bei Basket Esch, sein um ein Jahr älterer Bruder Nikola spielt ebenfalls College-Basketball an der Bishop's University in Kanada.


Auch wenn ihm der Aufstieg in die Uni-Elite im Sommer noch nicht gelingen sollte – Luka möchte die nächsten drei Jahre auf jeden Fall weiter Basketball spielen und seinen Bachelor- und Masterabschluss in Business Management machen. «Jeder braucht schließlich einen Plan B», sagt er.


(Jörg Tschürtz/L'essentiel)






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