lundi 30 mars 2015

Seehofer-Rivale Söder auf PR-Tour: Ein Strauß für China


Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.




Allein für das Foto hat sich die Reise gelohnt. Markus Söder reicht Liu Yanbin, dem Vize-Präsidenten des Pekinger Flughafens die Hand, aber natürlich kommt es allein auf das riesige Bild im Hintergrund an. Franz Josef Strauß trifft Mao Zedong. 40 Jahre ist die legendäre Reise her, Söder schenkt den Chinesen das übergroße Bild für eine Ausstellung am Pekinger Flughafen. Die Botschaft: Hier geht es um mehr als um die Kooperation der Flughäfen von München und Peking. Söder wandelt in der chinesischen Hauptstadt auf den Spuren von CSU-Legende Strauß. "Zum hundertsten Geburtstag von Strauß und 40 Jahre nach seiner Begegnung mit Mao bekommt China das Bild des Anfangs der bayerisch-chinesischen Beziehungen", sagte Söder SPIEGEL ONLINE. "Strauß war international und visionär. Er hat das Tor des Westens zu China geöffnet."

Sicher, Söder redet mit Finanzexperten der chinesischen Zentralbank, und auch mit den Flughafenleuten in Peking geht es um ernste Themen. Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine diskutieren auch die Chinesen Konsequenzen aus der Tragödie, künftig soll bei chinesischen Airlines ebenfalls die Regel gelten, wonach sich immer zwei Besatzungsmitglieder im Cockpit aufhalten müssen.


Kräftemessen mit Seehofer


Doch Söder geht es nicht nur um China - sondern auch darum, dass seine Reise in der Heimat richtig verstanden wird. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer will spätestens 2018 abtreten und Söder liegt im Rennen um die Nachfolge weit vorn. Zudem ist er der einzige aus der Nachfolgerriege, der sich notfalls auch ein Kräftemessen mit dem CSU-Chef selbst zutrauen könnte.


Auch die China-Reise ist so ein Kräftemessen. Oder besser ein Schattenboxen wie in der Pekinger Oper: Dazu muss man wissen, dass auch Seehofer vor kurzem in China war. Im vergangenen November reiste der CSU-Chef mit riesigem Begleittross nach Peking und Kanton.


Die Reise war kein großer Erfolg, um es höflich zu sagen. Die Berichte in der bayerischen Presse waren mau. Seehofer schaffte es mit seiner Botschaft kaum in die Medien. Die Journalisten schrieben stattdessen darüber, warum er sich weigerte, bei einem Ausflug an die Chinesische Mauer das Bauwerk überhaupt zu betreten. Und am Ende traf die Grünen-Politikerin Margarete Bause, die Seehofer begleitete, auch noch heimlich den Künstler und Regimekritiker Ai Wei Wei - sehr zum Ärger Seehofers.


Handverlesene Journalisten auf Seehofers nächster Reise


Als Folge dürfen bei Seehofers nächster großer Auslandsreise Mitte April nach Saudi-Arabien und in weitere Staaten am Golf nur noch wenige, streng ausgewählte Journalisten mitfahren. Es könnte sonst ja wieder unangenehme Berichte geben.


Das kann ich besser, will Söder jetzt offenbar zeigen. Störende Journalisten hat er erst gar nicht dabei, dafür ist seine Presseabteilung umso fleißiger. Das Strauß-Foto wurde am Montagvormittag von der Pressestelle des Finanzministeriums breit gestreut.


Auch Söder-Vorbild FJS trieb bei seinem Besuch im Januar 1975 nicht allein das Interesse an China. Strauß wollte damals zeigen, dass er der große Außenpolitiker in der Union ist, und nicht sein Dauer-Rivale Helmut Kohl. Entsprechend groß war auch das Medienecho: "Schlitzohr trifft Schlitzauge" titelte die heute politisch korrektere "Süddeutsche Zeitung".

Strauß konnte es sich damals noch nicht einmal verkneifen, von Hong Kong aus eine Postkarte an SPD-Kanzler Helmut Schmidt zu übersenden. Am Frühstückstisch, so berichtete damals der SPIEGEL, schrieb Strauß: "Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Das Volk ist die treibende Kraft. Das hier versammelte Volk hat beim Kongress der Delegationen einstimmig festgestellt: Peking ist eine Reise wert. Mit freundlichen Grüßen."


Ob Söder an Seehofer eine SMS oder gar eine Postkarte schickt, ist nicht bekannt. Er besucht lieber das Konfuzius-Institut und hat dort sogar ein Lieblingszitat des chinesischen Denkers für sich entdeckt: "Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen."




Zusammengefasst: Bayerns Finanzminister Markus Söder hat bei seinem China-Besuch ein Abkommen unterzeichnet, das die Zusammenarbeit zwischen den Flughäfen von München und Peking stärken soll. Seine Reise ist aber auch ein Kräftemessen mit dem amtierenden CSU-Chef Horst Seehofer.


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