Die Affäre um eine undichte Stelle im Luxemburger Lehrkörper ist um eine Facette reicher. Wie berichtet, sollen zwei Lehrerinnen bei den Schulleistungstests des 4. Lernzyklus sozusagen geschummelt und die Prüfungsfragen vorab an Eltern weitergereicht haben. Laut RTL wollte zumindest einer der beiden Professorinnen Minister Meisch durch den Leak bewusst schaden.
Fragwürdig bleibt weiterhin die Rolle, die die CSV in der Causa einnimmt. Laut RTL hätte eine der Professorinnen die Dokumente nicht nur an Eltern und Journalisten, sondern auch an Verantwortliche der Volkspartei weitergereicht. Bereits zuvor hatte Bildungsminister Claude Meisch darüber spekuliert, dass CSV-Vertreter den Maulwürfen im Lehrerzimmer als Handlanger zur Seite gestanden haben könnten. Handelt es sich also um ein abgekartetes Spiel der Oppositionspartei, um dem Minister und der Regierung zu schaden?
Gefinkelte Anfrage
Die CSV-Abgeordneten Félix Eischen und Martine Hansen weisen diese Darstellung vehement zurück. «Wir stecken nicht mit den Lehrern unter einer Decke», stellt Martine Hansen, früher selbst Schulleiterin, am Dienstag gegenüber L’essentiel klar. «Ich kann die Motive der Lehrer selbst nicht nachvollziehen. » Hansen und Eischen behaupten, dass sie am 16. März, also am selben Tag als die ersten geleakten Tests kursierten, von einer Informantin (und nicht von den Professoren) über ein mögliches Leck erfahren haben. Tags darauf richteten sie eine parlamentarische Anfrage an Minister Meisch. «Wie will der Minister verhindern, dass der Inhalt der Tests veröffentlicht wird?», schrieben die Deputierte etwas gefinkelt. Denn die Tests befanden sich zu diesem Zeitpunkt ja bereits längst im Umlauf – was die breite Öffentlichkeit aber erst am Abend darauf über einen Bericht im Tageblatt erfuhr.
Hansen, die dem Bildungsminister wegen dessen Beschuldigungen gerichtliche Konsequenzen angedroht hatte, erwartet sich nun Aufklärung und eine Entschuldigung des Ministers: «Es ist schon ein starkes Stück, wenn uns der Minister als Lügner hinstellt.»
Lehrerinnen unterrichten weiter
Aus dem Bildungsministerium hieß es am Dienstag dazu lediglich, dass der Fall den zuständigen Stellen übergeben wurde. Gegen die beiden Lehrerinnen wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Zudem wurde eine Klage vor Gericht wegen Verletzung des Berufsgeheimnisses deponiert. Das Ministerium geht von Einzelfällen aus. Die beiden Lehrerinnen würden aber nach wie vor unterrichten, so eine Sprecherin.
Indes fordern Déi Lénk, den Minister im Lichte der Affäre in die parlamentarische Bildungskommission vorzuladen. Fortsetzung folgt.
(Jörg Tschürtz/L'essentiel)
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