Im vergangenen Jahr konnten die Geschäfte in der Oberstadt und im Bahnhofsviertel der Hauptstadt bereits freiwillig an 16 Sonntagnachmittagen aufsperren. Doch nun wird die Ausnahmeregelung ausgeweitet, wie Wirtschaftsstaatssekretärin Francine Closener am Montagabend verkündete: Künftig sollen die Läden an allen Sonn- und Feiertagen des Jahres bis jeweils 19 Uhr offen bleiben dürfen – Ausnahmen sind nur der 1. Mai und der 25. Dezember. Die «Union commerciale de la Ville de Luxembourg» (UCVL) zeigt sich überrascht von dieser Entscheidung.
Die Sonntagsöffnung gibt es schon
Theoretisch hatten Unternehmen bis jetzt schon die Möglichkeit, am Sonntag bis 13 Uhr aufzusperren. Dafür braucht man lediglich eine Genehmigung des Wirtschaftsministeriums, die nur selten verweigert wird. Nur Gemeinden und Berufsverbände (Handelsvereinigungen etc.) haben allerdings die Möglichkeit diese Anfragen einzureichen.
«Das Ministerium hat die Information zu früh bekanntgegeben, wir haben unsere Mitglieder noch nicht im Detail darüber informiert», sagt Anne Darin-Jaulin, Direktorin des hauptstädtischen Geschäftsverbands. Die Ankündigung mag zwar voreilig erfolgt sein, doch die UCVL war über die Inhalte sehr wohl im Bilde. «2013 kündigten wir gegenüber dem Ministerium einen 'urbanen Aktionsplan' ein, in dem wir als wesentliche Maßnahme eine Liberalisierung der Öffnungszeiten forderten. Wir haben das Ministerium Ende 2014 noch einmal daran erinnert und nun ist es so weit», sagt Anne Darin-Jaulin. Die erweiterte Sonntagsöffnung könnte den Tourismus auf jeden Fall ankurbeln, sagt die Verbandsobfrau.
Geht die Rechnung auf?
Nicht vergessen darf man allerdings die höheren Arbeitskosten für Unternehmer an Sonn- und Feiertagen. In Luxemburg muss ein Arbeitgeber an Sonntagen seinen Angestellten den üblichen Stundenlohn plus einen Zuschlag von 70 Prozent bezahlen. Zudem ist dem Mitarbeiter ein Ausgleichsurlaubstag unter der Woche zu gewähren. «Ob sich die Sonntagsöffnung lohnt, ist schwer zu sagen. Es hängt von den Branchen und den Unternehmen ab. Aus diesem Grund muss es auch weiterhin eine Wahlmöglichkeit geben. Die Arbeitgeber sollen entscheiden, ob sich die Sonntagsöffnung für sie auszahlt und es ausprobieren. In einem kleinen Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern fällt dieser Schritt vielleicht leichter», sagt Darin-Jaulin.
Ein Argument, dass Paul de Araujo von der Gewerkschaft LCGB aber nicht gelten lassen will. «Man fragt sich, ob es für die kleinen Läden mit vier oder fünf Mitarbeitern wirklich rentabel ist, wenn sie zusätzliche Überstunden und Sonntagsprämien auszahlen müssen. Diese kleinen Geschäfte haben nicht genug Leute, um die Planungen neu zu organisieren», sagt der Syndikatsdelegierte. Der OGBL wiederum spricht in Bezug auf die Sonntagsöffnung von einem Missverständnis. «Ich verstehe nicht, warum man das macht. Man wird sehen, ob die Geschäfte öffnen und die Kunden kommen. Man muss bedenken, dass am Sonntag keine Kindertagesstätten offen haben, es fahren weniger Züge und Busse…», sagt André Sowa, Zentralsekretär im OGBL-Syndikat Handel, auf Nachfrage von L'essentiel.
Anne Darin-Jaulin betont allerdings, dass andere Städte (15 laut LCGB) dieselbe Ausnahmeregelung erlassen haben. Für die UCVL ist es nur normal, dass die Hauptstadt des Landes ebenfalls davon profitiert.
(Fatima Rougi/jw/L'essentiel)
0 commentaires:
Enregistrer un commentaire