jeudi 26 février 2015

Juden in Deutschland: "Das Risiko ist immer da"


Berlin - Eine Frage stellt sich immer, wenn Mark Krasnov das Haus verlässt: mit Kippa oder auf Nummer sicher gehen? "Ich möchte niemanden provozieren oder auf dumme Gedanken bringen", sagt der 26-jährige Jude. Soll heißen: In der Öffentlichkeit trägt er die unscheinbare Kopfbedeckung fast nie - es ist ihm zu riskant.


Dass die Kippa in Deutschland ein Sicherheitsrisiko sein kann, ist am Donnerstag mit einer rhetorischen Frage in einem Radio-Interview offenbar geworden: Ob es "tatsächlich sinnvoll" sei, sich "in Vierteln mit einem hohen muslimischen Anteil als Jude durch das Tragen der Kippa zu erkennen zu geben", fragte Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden. Sein Rat: Jüdische Gläubige sollten "besser eine andere Kopfbedeckung" wählen.

Es sind nicht nur Islamisten, auch Rechtsextreme und andere Ewiggestrige stellen eine potenzielle Gefahr dar. Mark Krasnov stimmt Schuster daher zu. "Das Risiko ist immer da", sagt der Leiter des Jugendzentrums der Jüdischen Gemeinde in Wiesbaden. "Wenn man zum Beispiel die Synagoge verlässt, sagen die Leute vom Sicherheitsdienst oft: Nimm die Kippa lieber runter, das ist sicherer." Auf offener Straße zeige er die traditionelle jüdische Kopfbedeckung fast nie. "Das ist eine präventive Sicherheitsmaßnahme für mich - also im Endeffekt Selbstschutz."


Das Problem sei nicht neu, sagt Krasnov, habe aber seit Kurzem eine neue Qualität: "Ich bin jetzt noch ein bisschen vorsichtiger geworden - das ist natürlich auch eine Reaktion auf die Anschläge in Paris und Kopenhagen", sagt er. "Das Risiko ist einfach größer geworden."


Es sind offenbar aber nicht nur die Anschläge in Frankreich und Dänemark, die das Klima in Deutschland verändert haben. "Als Pegida durch deutsche Städte marschiert ist, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl", sagt er. Er selbst würde sich natürlich nie trauen, "Pro-Israel-Parolen zu brüllen", aber schon die Kippa wird auf offener Straße anscheinend als Provokation wahrgenommen: "Die Leute gucken halt, weil es nicht ins Bild passt."


In der Synagoge, in seinem Jugendzentrum oder auf jüdischen Friedhöfen trägt Krasnov selbstverständlich Kippa. Und manchmal beweist er auch in der Öffentlichkeit Mut. "Wenn wir in einer Gruppe von der Synagoge nach Hause gehe, dann traue ich mich das manchmal schon", sagt er. "Weil ich weiß: Es sind noch andere da, die im Notfall helfen könnten."




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