vendredi 27 février 2015

Mord in Moskau: Attentäter erschießt Putin-Kritiker Nemzow


Der prominente russische Oppositionsführer Boris Nemzow ist in der Nacht auf Samstag in Moskau ermordet worden. Er wurde von Schüssen getroffen, die ein Attentäter nach Angaben von Behörden aus einem fahrenden Auto abgab. Die Tat ereignete sich keine 500 Meter vom Kreml entfernt, auf einer Brücke in der Nähe des Roten Platzes.


Mit dem Mord an Boris Nemzow bricht für Russlands Oppositionelle eine neue Ära an, eine Ära der Angst. Nemzow, 55, war ein scharfer Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Ermordete zählte zu den Organisatoren einer Oppositions-Demonstration, die am Sonntag am Stadtrand von Moskau stattfinden soll. Die Veranstalter haben angekündigt, statt einer Kundgebung einen Trauermarsch abhalten zu wollen.

Unter Russlands Oppositionellen war Nemzow einer der wenigen, der selbst über Regierungserfahrung verfügte: Unter Boris Jelzin hatte der überzeugte Liberale als Vize-Premierminister gedient.


Aufstieg unter Jelzin


Beim Putschversuch der Altkommunisten 1991 hatte Nemzow, damals einer der wenigen nichtkommunistischen Volksdeputierten der Sowjetunion, auf der Seite der Demokraten um Jelzin gestanden. Daraufhin setzte ihn der künftige russische Präsident als Provinzoberhaupt in der von Rüstungsindustrie geprägten Region Nischni Nowgorod ein. Dort profilierte sich der promovierte Physiker als erfolgreicher wirtschaftsliberaler Reformer, nach der Einführung der Gouverneurswahlen wurde er im Amt bestätigt.


Im Ausland punktete Nemzow mit seinem fließenden Englisch und seinem modernen Auftreten - anders als verstockte Ex-Kommunisten und tumbe Militärs. Nemzow galt als Sonnyboy und spielte auch selbst gern mit seinem Image, ein Frauenschwarm zu sein.


1997 holte Jelzin Nemzow wieder nach Moskau und ernannte ihn zum Vizepremier, zuständig für Sozial- und Wirtschaftspolitik. Nemzow galt als Jelzins engster Vertrauter und wurde eine zeitlang gar als der Kronprinz des siechen Patriarchen gehandelt - mit nicht einmal 40 Jahren.


Doch seine Karriere als Spitzenpolitiker fand mit der desaströsen russischen Wirtschaftskrise von 1998 ein jähes Ende. Nemzow trat als Vizepremier zurück und bekleidete in Moskau nie wieder ein Regierungsamt, 2003 verlor er sein Duma-Mandat.


Obwohl Nemzow die Präsidentschaft des Jelzin-Nachfolgers Putin zunächst begrüßte, wurde er in dessen Regime nicht heimisch. Das System Putin war für Nemzow "ein riesiger, mit einer hauchdünnen Schicht Blattgold überzogener Haufen Scheiße", wie er in einem Interview sagte. Immer wieder kritisierte er Putins Wirtschaftspolitik. Der eigenwillige Nemzow, der selbst seinen Gönner Jelzin zu kritisieren wagte, gehörte weder zu den von Putin favorisierten Geheimdienstlern noch zu den konsensfähigen Reform-Apparatschiks der 1990er Jahre - anders etwa als Jelzins marktliberaler Chefideologe Anatolij Tschubais, der inzwischen den russischen Nanotechnologie-Staatskonzern Rosnano führt.


Viele Oppositionelle machen Putin verantwortlich


Nemzow entwickelte sich schnell zu einem Kritiker Putins, 2004 unterstützte er die "Orangene Revolution" in Kiew und wurde Berater von Wiktor Juschtschenko. Zuletzt übte er scharfe Kritik an Russlands Vorgehen im Ukraine-Konflikt. Putin und die Separatisten in der Ostukraine bezeichnete er als "Blutsauger."


Offenbar beruhte Nemzows Abneigung gegen Putin auf Gegenseitigkeit, der Politiker wurde immer wieder Opfer von Schmutzkampagnen in der russischen Klatschpresse, nach oppositionellen Aktionen wurde er auch wiederholt juristisch verfolgt. In geleakten Kreml-Emails tauchte sein Name auffällig oft auf, Putins Präsidialadministration dürfte ein Auge auf ihn gehabt haben - ob ein Mord an Nemzow im Kremls Interesse läge, ist in Russland eine Streitfrage.


Viele Oppositionelle machen Putin für den Mord verantwortlich. Andere wiederum befürchten, die Gewaltwelle aus "Neurussland" sei nach Moskau übergeschwappt - demnach könnte Nemzow nationalistischen Eiferern vom Schlage des Separatistenkommandeurs Igor Strelkow zum Opfer gefallen sein. Der Mord an Nemzow wäre dann ein Beleg für Putins Kontrollverlust. Derweil wollen Nationalisten den Mord den Oppositionellen selbst in die Schuhe schieben.

Putins Pressesprecher Dmitri Peskow bezeichnete den Mord als eine "große Provokation" - ganz so, als stecke die Opposition oder der Westen selbst hinter der Tat, um den Mord dem Kreml in die Schuhe zu schieben. Das russische Ermittlungskomitee hat angekündigt, den Fall rasch aufzuklären - man wird die Täter finden, jedenfalls vermeintliche.


Wer wirklich dahinter steckt, wird wohl für immer das Geheimnis des korrupten russischen Sicherheitsapparats bleiben.




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