vendredi 27 février 2015

Toter kasachischer Ex-Botschafter: Betäubungsmittel im Blut


München/Wien - Am Dienstagmorgen wurde der frühere kasachische Botschafter Rachat Alijew erhängt in einer Wiener Gefängniszelle aufgefunden - inzwischen beschäftigt der Fall auch die österreichische Politik. Der grüne Nationalratsabgeordnete Peter Pilz sprach sich am Freitag für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses aus.


Grund für diese Forderung sind Angaben der Staatsanwaltschaft, die am Freitag den Fund von Betäubungsmitteln im Blut Alijews bestätigte. Es seien bei einem Vortest "Spuren von Barbituraten" entdeckt worden, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft.

Barbiturate werden besonders in der Anästhesiologie eingesetzt. Sie wirken unter anderem schlaffördernd und sehr schnell, allerdings hält die Wirkung nur kurz an. Das Ergebnis entspreche aber nicht einem toxikologischen Gutachten, betonte Bussek. Ein solches Gutachten werde erst in einigen Tagen vorliegen.


Erste Ermittlungen der Behörden hatten nach offizieller Darstellung keinerlei Anzeichen für eine Fremdeinwirkung ergeben. Anwälte des 52-Jährigen äußerten aber umgehend Zweifel an einer Selbstmordtheorie.


"Ein Betäubter hängt sich auf?"


Der Fund von Betäubungsmittelspuren bestärkt nun die Skeptiker: "Ein Betäubter hängt sich auf?", twitterte Grünen-Politiker Pilz am Freitag. Es stelle sich jetzt unter anderem die Frage, wie das Betäubungsmittel in die Zelle kam, so Pilz zudem auf seiner Facebook-Seite. Dort schreibt er weiter: "Warum hat die Staatsanwaltschaft vorschnell einen Selbstmord-Persilschein ausgestellt?" Die meisten seiner Fragen seien nur in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu klären, so Pilz.


Die österreichische Zeitung "Die Presse" schreibt, dass der Fund von Barbituraten nicht zwangsläufig Zweifel an der Selbstmord-Theorie nähren müsse: Alijew, der selbst Mediziner war, "könnte sich die Barbiturate illegal besorgt und etwa zur Beruhigung vor seinem Suizid genommen haben".


Videoaufnahmen wurden bereits ausgewertet


Manfred Ainedter, einer der früheren Anwälte Alijews, kündigte eine Pressekonferenz für kommenden Montag an. Der Jurist hatte zuletzt gegenüber der Austria Presse Agentur einen Selbstmord seines früheren Mandanten als sehr unwahrscheinlich beschrieben: "Er hat sich gerade neue Brillen bestellt gehabt. Am Dienstag hatte er noch einen Friseurtermin. Und da soll er sich umbringen?"


Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt Videoaufnahmen vom Flur vor Alijews Zelle ausgewertet. Dabei kamen die Ermittler zu dem Ergebnis, dass in der Nacht vor Alijews Tod niemand dessen Einzelzelle betreten hatte.

Alijew hatte wegen Mordverdachts im Gefängnis gesessen. Ihm wurde vorgeworfen, für den Tod zweier Bankmanager verantwortlich zu sein. Alijew war einst Günstling des kasachischen Diktators Nursultan Nasarbajew. Er hatte dessen Tochter Dariga geheiratet und zwischenzeitlich den Posten des Vize-Außenministers bekleidet. Später fiel er in Ungnade und wurde in Abwesenheit zu 40 Jahren Gefängnis wegen Menschenraubs, Hochverrats und Putschversuchs verurteilt. Eine Auslieferung nach Kasachstan hatte die Wiener Regierung wegen der Menschenrechtslage in dem asiatischen Land abgelehnt.


Am Dienstag, als er tot in seiner Zelle gefunden wurde, hätte Alijew eigentlich gegen zwei frühere Mitgefangene aussagen sollen. Der Kasache hatte ihnen vorgeworfen, von ihm Geld gefordert und ihn mit dem Tod bedroht zu haben. Alijews Angaben zufolge hatten die Männer gedroht, ihn in den Gefängnisduschen zu ermorden und die Tat wie einen Selbstmord aussehen zu lassen.




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