lundi 16 février 2015

Ägyptens Luftangriff auf IS in Libyen: Die Front im Westen


Berlin - Der libysche Krieg ist in Ägypten angekommen. In Al-Our, einem Dorf rund dreihundert Kilometer von Kairo netfernt, hat fast jeder hat einen Freund oder Verwandten verloren. Mindestens 13 Männer aus dem Dorf wurden vor laufender Kamera geköpft, wie am Sonntag bekannt wurde.


Die Ermordeten hatten sich als Gastarbeiter im ölreichen Nachbarland Libyen verdingt, wie so viele Ägypter. Wegen ihrer Religionszugehörigkeit wurden die Christen vom "Islamischen Staat" (IS) in Libyen ermordet, einem Ableger der irakisch-syrischen Gruppe.

Was macht der IS in Libyen? Die Radikalen versuchen, dort dasselbe zu erreichen, was ihnen bereits in Syrien gelungen ist: Sie nutzen das Chaos des Bürgerkriegs, um sich einzunisten und auszubreiten. Für Nordafrika bedeutet dies eine große Gefahr. Libyen könnte die gesamte Region destabilisieren.


Libyen versinkt drei Jahre nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi im Chaos. Das Land hat zwei Regierungen und jeweils mit ihnen verbündeten Milizen, die um die Macht ringen. Die Milizionäre sind hochgerüstet mit Waffen, die sie aus den Arsenalen von Gaddafi erbeutet haben. Nun tut sich eine dritte, gefährliche Front auf.


"Islamischer Staat" breitet sich in Libyen aus


Libysche IS-Rückkehrer aus Syrien haben 2014 im instabilen Osten des Landes Trainingslager gegründet. Inzwischen kontrolliert der IS die Stadt Derna und wenigstens teilweise auch Sirte und Nawfaliyah.


Libyen: Der "Islamische Staat" nistet sich ein und breitet sich ausZur Großansicht

SPIEGEL ONLINE


Libyen: Der "Islamische Staat" nistet sich ein und breitet sich aus




Der IS ist in Libyen nur eine von sehr vielen Milizen, mit denen er um Einfluss ringt. Doch so hat er vor anderthalb Jahren auch in Syrien und im Irak angefangen. Seitdem ist es ihm dort gelungen, Rivalen auszuschalten oder sie zur Verbündeten zu machen.

Ägypten verschafft dem IS einen Propaganda-Coup


Nun dürfte ausgerechnet Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi den Radikalen unfreiwillig helfen. Er hat dem libyschen IS für die Ermordung der ägyptischen Gastarbeiter Rache geschworen. Dadurch wirkt der IS in Libyen auf einmal wichtiger, als er es tatsächlich ist. Dies kommt ihm im Wettstreit um Rekruten und Ressourcen in Libyen zugute.


Sisi nutzt die Welle der Empörung in Ägypten, um nachträglich einen längst begonnenen Einsatz zu begründen. Schon seit 2014 mischt Kairo im libyschen Krieg mit, zusammen mit mehreren arabischen Golfstaaten.


Kairo unterstützt im libyschen Bürgerkrieg die eher pro-säkulare Regierung in Tobruk im Osten gegen die eher pro-islamistische Regierung in Tripolis im Westen. Der Konflikt wird zudem von Stammesrivalitäten überlagert.


Ägyptens wichtigster libyscher Verbündeter ist Khalifa Haftar, ein Ex-General Gaddafis, der einst mit der CIA zusammenarbeitete und nun als selbsterklärter Retter Libyens gegen die Regierung in Tripolis kämpft.


Kairo sieht in dem libyschen Machtkampf Parallelen zum eigenen Konflikt: Sisi, ein Ex-General Mubaraks, setzte 2013 die islamistische Regierung von Kairo gewaltsam ab und übernahm die Macht.


Umgekehrt bedeutet dies allerdings auch, dass Ägyptens Eingreifen in Libyen den Konflikt mit den Islamisten im eigenen Land befeuern könnte. Schon jetzt kommt es in Ägypten immer wieder zu Terroranschlägen.

Ägyptens Radikale könnten Libyen als Rückzugsort nutzen, um von dort aus Angriffe zu starten - ähnlich wie der IS von Ost-Syrien aus im West-Irak wieder vormarschierte und umgekehrt.


Auch andere Nachbarn Libyens wie Algerien und Tunesien sind hochnervös. Besonders verheerend ist der Absturz Libyens für die Einheimischen: Tunis geht davon aus, dass inzwischen ein Drittel der Libyer vor der Gewalt nach Tunesien geflohen sind.




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