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Nein, sie haben nichts gegen Muslime. Einige ihrer besten Freunde sind Muslime. Nein, sie sind keine Rassisten. Können sie auch gar nicht sein, denn der Islam ist ja keine Rasse sondern eine Ideologie. Und gegen diese Ideologie, die den Westen unterwandert, müssten die Menschen nun aufbegehren. So äußert sich nicht nur Pegida in Dresden. Genauso reden zwei Frauen, die 16 Kilometer entfernt in Sydney eine Bewegung nach deutschem Vorbild organisieren. Sarah Spearpoint und Jaimi Houison gehören zum Führungszirkel von "Reclaim Australia", einer islamfeindlichen Bewegung, die am Ostersamstag mit Kundgebungen in 16 australischen Städten erstmals für Aufsehen sorgte. Nach Angaben der Organisatoren kamen landesweit 20.000 Menschen zu den Anti-Islam-Demonstrationen, die Polizei nennt niedrigere Zahlen.
Ähnlich wie Pegida hat auch "Reclaim Australia" seine Proteste über Facebook organisiert. Beide Gruppen stehen in Kontakt. "Wir mögen Pegida, sie unterstützen uns und wir tauschen uns aus", sagt Spearpoint.
Bei Pegida waren es angeblich die Zusammenstöße zwischen Salafisten und Kurden, die Lutz Bachmann und seine Mitstreiter zur Gründung eines Protestbündnisses bewegten. In Sydney war es die Geiselnahme im Lindt-Café am 15. Dezember. Damals hatte der radikale Islamist Man Haron Monis 17 Menschen über Stunden festgehalten. Bei der Erstürmung wurden der Kidnapper und drei Geiseln getötet.
Der Mann war ein Einzeltäter, doch "Reclaim Australia"-Organisatorin Sarah Spearpoint will das nicht gelten lassen: "Das war kein einsamer Wolf. Monis hatte 14.752 Likes bei Facebook."
Wenige Tage nach dem Anschlag von Sydney gründete ein Mann, dessen Identität die Organisatoren geheim halten, die Facebook-Gruppe "Reclaim Australia". Der Initiator hat sich inzwischen zurückgezogen - aus gesundheitlichen Gründen, heißt es. Nun führen Spearpoint und andere die Bewegung weiter.
Unbestritten ist, dass es eine gewaltbereite islamistische Szene in Australien gibt. Mehrfach sind in den vergangenen Jahren Anschlagspläne aufgeflogen. Auch die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hat Down Under Sympathisanten. Zwischen August 2014 und März 2015 haben die Sicherheitsbehörden 200 Australier an Flughäfen abgefangen, die verdächtigt werden, dass sie sich den Dschihadisten im Irak und in Syrien anschließen wollen.
Krude Theorie über "Halal"-Labels
Das sind 200 von insgesamt 500.000 Muslimen in Australien. Doch genau wie Pegida stellt "Reclaim Australia" Muslime unter Generalverdacht. Sie strebten danach, das Land eines Tages zu beherrschen, davon ist Spearpoint überzeugt. "Wenn wir sie nicht stoppen, steckt Australien in Schwierigkeiten", sagt sie.
Muslime versuchten, australischen Unternehmen das Geld aus der Tasche zu ziehen, behauptet "Reclaim Australia". Der Vorwurf lautet so: Islamische Verbände machen Druck auf Firmen, damit sie ihre Produkte als halal, also nach islamischem Recht zulässig, ausweisen. Dafür benötigen sie ein Zertifikat, das sie gegen eine Gebühr von islamischen Theologen erhalten. Dieses Geld landet dann bei islamistischen Terrorgruppen im Ausland.
Die Realität sieht so aus: Tatsächlich weisen mehr und mehr Unternehmen ihre Produkte als halal aus. Selbst Vegemite, den typisch australischen Brotaufstrich, gibt es inzwischen halal. Doch die Firmen können den Hinweis aus freien Stücken auf ihr Produkt drucken, so lange ihnen das Gegenteil nicht nachgewiesen wird.
Australiens Wirtschaft trudelt - das nützt den Fremdenfeinden
Halal-Zertifikate sind nur für Exporte notwendig. Und weil die muslimischen Länder Südostasiens - Indonesien, Malaysia, Singapur - der wichtigste Ausfuhrmarkt für Australiens Fleischindustrie sind, machen sich diese Zertifikate bezahlt. Nach Schätzungen des Nahrungsmittelverbandes exportiert Australien pro Jahr Halal-Güter im Wert von umgerechnet 8,5 Milliarden Euro. Dem stehen Ausgaben für Halal-Zertifikate in Höhe von etwas mehr als sieben Millionen Euro gegenüber.
Die Anti-Islam-Proteste fallen in eine Zeit wachsender wirtschaftlicher Probleme. Die Arbeitslosenquote steht bei 6,4 Prozent und damit so hoch wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Zum ersten Mal seit 25 Jahren droht die Wirtschaftsleistung zu schrumpfen, Experten warnen bereits vor Rezession und wirtschaftlichem Ruin.
Wie in Deutschland brauchen diese Ängste offenbar auch in Australien ein Ventil. In Dresden wie in Sydney missbrauchen Rechtspopulisten Muslime und Zuwanderer als Sündenböcke.
Pegida will das Abendland verteidigen. "Reclaim Australia" glaubt, sein Land sogar schon "zurückgewinnen" zu müssen.
Zusammengefasst: Das Bündnis "Reclaim Australia" organisiert in Australien Anti-Islam-Proteste nach Vorbild der Pegida-Bewegung. Ihre Furcht vor einer Islamisierung des Fünften Kontinents ist unbegründet. Wegen wirtschaftlicher Probleme finden ihre Parolen trotzdem Tausende Anhänger.
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