Iran hat Pilgerflüge in die saudi-arabische Stadt Mekka vorerst gestoppt. Der iranische Kulturminister Ali Dschannati sagte, die kleine Pilgerreise Umra werde bis auf weiteres ausgesetzt. Als offiziellen Grund nannte er die Vorwürfe zweier männlicher Jugendlicher: Bei der Leibeskontrolle am saudi-arabischen Flughafen von Dschedda seien sie angeblich vom Sicherheitspersonal sexuell belästigt geworden. Tatsächlich aber dürfte das Verbot auf die wachsenden politischen Spannungen zwischen den beiden Ländern zurückgehen.
Solange die Sicherheitsbeamten nicht verurteilt und bestraft seien, werde es keine Pilgerfahrten mehr geben, sagte Dschannati. Iran fordert die Todesstrafe - laut islamischen Vorschriften ist das die angemessene Reaktion auf sexuellen Missbrauch. Nach den Anschuldigungen der Jugendlichen protestierten am Samstag in Teheran trotz eines Demonstrationsverbots mehrere Hundert Menschen vor der saudi-arabischen Botschaft.
Die Reise nach Mekka ist für Muslime eines der wichtigsten religiösen Rituale. Jeder Muslim soll einmal im Leben eine große Wallfahrt (Hadsch) dorthin machen. Muslimische Gläubige können das ganze Jahr über auf die kleine Pilgerreise Umra gehen, solange nicht gleichzeitig Hadsch ansteht.
Die Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien sind seit Jahren schlecht. Zunächst gab es Differenzen über den Bürgerkrieg in Syrien. Die Krise verschärft sich seit Beginn der Angriffe der von Saudi-Arabien geführten Koalition gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. Die schiitische Gruppe wird von Teheran unterstützt. Der Schritt dürfte die Spannungen zwischen den beiden Staaten deutlich verschärfen.
Seit knapp zwei Wochen bombardiert die Militärkoalition Ziele im Jemen. Es ist ihr dabei bislang jedoch nicht gelungen, den Vormarsch der Huthi-Rebellen zu stoppen. Gemeinsam mit Kämpfern, die den 2012 gestürzten Ex-Staatschef Ali Abdullah Saleh unterstützen, sind die Aufständischen zuletzt weiter in das Zentrum der Hafenstadt Aden vorgedrungen.
Die US-Regierung will ihre Unterstützung für die "Operation Entscheidungssturm" nun verstärken und ihre Waffenlieferungen beschleunigen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bei den Kämpfen im Jemen bislang mindestens 549 Menschen getötet worden, darunter 74 Kinder. Das Rote Kreuz hat große Schwierigkeiten, Hilfe in das Land zu bringen. Saudi-Arabien, das den Luftraum über Jemen kontrolliert, gibt Hilfsflugzeugen nur zögerlich Landegenehmigungen.
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