mercredi 22 avril 2015

Bomben auf den Jemen: "Die Leichen liegen noch immer in den Straßen"

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.


Vier Wochen lang hat eine von Saudi-Arabien angeführte arabische Koalition militärische Ziele im Jemen bombardiert. Schon davor gehörte das Land zu den ärmsten Staaten der Welt und war auf internationale Hilfe angewiesen. Nun haben die Angriffe und die saudische Seeblockade den Jemen in eine humanitäre Katastrophe gestürzt. "Es gibt kein Benzin, kein Strom, kein Wasser", berichtet Marie-Claire Feghali, Sprecherin des Internationalen Roten Kreuzes. "Für die Krankenhäuser ist die Lage extrem schwierig, und ich rede gerade nur von der Hauptstadt Sanaa. In anderen Gegenden gibt es Kämpfe am Boden. Die Leichen liegen in Aden noch immer in den Straßen, weil es zu unsicher ist, sie einzusammeln."

In Aden, einer großen Küstenstadt im Südosten des Landes, toben die Gefechte zwischen den Huthi-Rebellen, ihren Verbündeten und den sie bekämpfenden örtlichen Milizen besonders erbittert.

"Viele Menschen sitzen fest in Aden", sagt Feghali. "Wir reden mit allen Konfliktparteien und versuchen, für die Zivilisten sichere Fluchtwege und Waffenstillstände auszuhandeln. Aber oft gibt es keine klare Befehlskette, und wir wissen nicht, ob unsere Botschaft ankommt."

"Es ist noch nicht vorbei"

Das Ende der saudischen Bombardierungen bedeutet kein Ende des jemenitischen Bürgerkrieges, der seit September 2014 wieder aufgeflammt ist. "Es ist noch nicht vorbei", sagt der deutsche Arzt Wolfgang Kaiser, der für die internationale Organisation "Ärzte ohne Grenzen" im Jemen ist. "Das öffentliche Leben ist fast vollständig zusammengebrochen. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps."

Nicht nur die Bombardierungen, auch die saudische Seeblockade hat die Situation im Jemen verschärft - und an der will das Königshaus in Riad weiterhin festhalten.

Das verarmte Jemen muss deshalb fast alles importieren. "Keine Lebensmittel kommen ins Land, kein Treibstoff", sagt Wolfgang Kaiser. Und das seit vier Wochen. Die Preise explodieren. Für die Menschen im Jemen ist die Lage katastrophal.

Saudi-Arabien will mit der Blockade verhindern, dass die Huthis Treibstoff für ihre Panzer bekommen. Doch das hat auch drastische Folgen für die Bevölkerung:

  • In Sanaa stapelt sich bei 28 Grad der Abfall, weil die Müllabfuhr nicht mehr fahren kann
  • Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr
  • Krankenhäuser suchen über soziale Netzwerke Freiwillige mit Autos, weil die Tanks der Krankenwagen leer sind.

Ohne Strom und Benzin kommt alles zum Erliegen

"Es ist ein Teufelskreis. Kein Benzin bedeutet, dass keine Wasserkanister ausgeliefert werden können - oder die Lastwagen können gar nicht fahren, weil die Straßen gesperrt sind. Und kein Strom bedeutet, dass man kein Wasser pumpen kann, selbst wo die Leitungen nicht zerstört sind", sagt Feghali.

Ohne Strom und ohne Treibstoff kommt nahezu alles zum Erliegen. An einen Wiederaufbau der beschädigten Strom-, Wasser- und Gasleitungen ist bisher in der schwierigen Sicherheitslage kaum zu denken. In Sanaa seien weiterhin nachts die Einschläge der Panzergeschosse und Artillerie zu hören, berichtet Kaiser. Die Sicherheitslage sei für die Ärzte, die in fünf jemenitischen Provinzen im Einsatz sind, das größte Problem.

"Der Zugang ist für uns extrem erschwert - in den Jemen hinein für unsere Teams und Nachschub, aber auch innerhalb des Landes in die verschiedenen Provinzen", sagt Wolfgang Kaiser.

"Wir haben es geschafft, Medikamente und Generatoren ins Land zu bringen. Nun fehlt der Treibstoff für die Generatoren", berichtet Feghali. "Das nächste Problem sind die Sicherheitsgarantieren, um sie im Land verteilen zu können - und der Treibstoff, um sie überhaupt ausfahren zu können."

Zusammengefasst: Saudi-Arabien hat seine Luftschläge im Jemen eingestellt. Doch es hält an seiner Seeblockade fest. Die humanitäre Lage im Jemen ist dramatisch. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps.

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