mardi 21 avril 2015

Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Überlebende erheben schwere Vorwürfe gegen Kapitän

Warum ist das Flüchtlingsschiff im Mittelmeer am Sonntag gesunken? Warum starben bis zu 800 Menschen? Einige der wenigen Überlebenden berichten mehrere italienischen Medien nun, dass ihr Boot mit dem portugiesischen Handelsschiff "King Jacob" kollidiert sei. Der Kapitän des Schleuserboots habe zuvor versucht, sich zu verstecken und dabei die Kontrolle über den überladenden Kutter verloren.

Eine offizielle Bestätigung oder Erklärung der italienischen Behörden zum genauen Unglückshergang liegt bislang nicht vor. Ein Sprecher des Eigners der "King Jacob" sagte dem Radiosender Renascença, das Schiff sei am Unglücksort mit gedrosselter Geschwindigkeit gefahren und habe keine große Wellen verursachen können.

In Berichten zuvor hatte es geheißen, dass sich die Flüchtlinge, nachdem andere Schiffe in Sicht waren, auf eine Seite des Schlepperbootes drängten, von der sich die vermeintliche Rettung näherte. Dann sei der Kutter gekentert und gesunken.

"Wir haben uns an die Toten geklammert"

Ein Flüchtling aus Bangladesch, der in ein Krankenhaus in Catania auf Sizilien kam, erzählte dem Sender TGcom24: "Der Fischkutter hatte drei Ebenen." In den Laderaum ganz unten habe man Hunderte Menschen reingezwängt. "Dann haben die Menschenhändler die Luken geschlossen, um zu verhindern, dass die Flüchtlinge während der Überfahrt rausgehen." Weitere Hunderte Menschen hätten sich auf der zweiten Ebene des Schiffes befunden. Glück hätten all jene gehabt, die sich an Deck befanden - sie überlebten.

Nach Angaben der italienischen Behörden waren es nur 28 Menschen. 27 waren in der Nacht nach Sizilien gebracht worden. Der 28. Überlebende des Unglücks war wegen seines schlechten Gesundheitszustands schon früher nach Catania transportiert und dort ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Die beiden letzten Geretteten berichten dem Sender TGcom24 von schrecklichen Szenen: "Wir haben uns an die Toten geklammert, wir haben den Lärm der Motoren gehört und mit aller Kraft, die uns noch blieb, geschrien." Unter den Überlebenden befindet sich auch der Kapitän und der erste Steuermann des Schiffes, teilte die Staatsanwaltschaft in Catania auf Sizilien mit. Beide Männer seien festgenommen worden. Der Kapitän soll aus Tunesien, der erste Steuermann aus Syrien stammen. Der Staatsanwalt von Catania, Giovanni Salvi, ermittelt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Menschenhandel gegen die beiden Männer.

"Die neuen Schleuser finanzieren auch den Terrorismus", sagte der italienische Außenminister Paolo Gentiloni (PD) der Tageszeitung "Messaggero". "Ihre Geschäfte machen inzwischen zehn Prozent des libyschen Bruttoinlandsproduktes aus." Europa müsse sich verstärkt dem Kampf gegen die Menschenhändler widmen, die aktuelle Tragödie habe sich aber nicht ereignet, weil es an Nothilfe gefehlt habe, sondern weil die Schleuser ein vollkommen seeuntüchtiges Boot auf den Weg gebracht hätten.

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