Axel Doering war sprachlos, als er bei einem Spaziergang das mächtige Festzelt entdeckte: 50 Meter lang, 25 breit und ähnlich hoch. Aufgebaut in sensiblem Gelände: In direkter Nachbarschaft zum Schloss Elmau, wo sich Anfang Juni die Mächtigen der Welt zum G7-Gipfel treffen.
Noch dazu an einem Ort, der in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. Bauarbeiter hatten das von einem Stahlgerüst getragene Zelt auf dem Hubschrauberplatz hochgezogen, der eigens für den Gipfel angelegt worden war.
Das Areal dient normalerweise Wanderern als ungeteerter Parkplatz, Eigentümer sind die Bayerischen Staatsforste. Nach dem Gipfel im Juni soll die Landepiste wieder abgetragen werden.
Und ausgerechnet dort sollte auch noch eine große Privatfeier stattfinden? "Das kann man eigentlich gar nicht glauben", sagt Doering, pensionierter Förster aus Garmisch-Partenkirchen und Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz.
Kein Antrag, kein Vertrag
Auch das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen war irritiert, als es von der Polizei über die Vorgänge in Elmau informiert wurde. Mitarbeiter fuhren zu dem Platz und verhängten einen sofortigen Baustopp gegen die Firma, die mit den Aufbauarbeiten beschäftigt war. Es habe weder ein Antrag des Bauherrn noch die in der Bayerischen Bauordnung vorgeschriebene Anzeige mit den erforderlichen Unterlagen vorgelegen, hieß es zuletzt in einer Erklärung des Amtes. Auch ein Vertrag mit den Bayerischen Staatsforsten lag nicht vor.
Gestoppt ist damit eine Geburtstagsparty, die ein deutscher Geschäftsmann mit viel Tamtam am kommenden Samstag veranstalten wollte: 180 Gäste sollten kommen, Max Raabe samt Orchester und Verka Serduchka aus der Ukraine waren für das musikalische Programm gebucht.
Das Zelt werde wieder abgebaut, bestätigte Dietmar Müller-Elmau, Chef von Schloss Elmau, SPIEGEL ONLINE. Er war zwar nicht der Veranstalter der geplanten Feier. Müller-Elmau hatte aber für einen seiner Hotelgäste bei den Behörden angefragt, ob grundsätzlich eine Feier auf dem Landeplatz möglich sei. Die Signale seien positiv gewesen, so Müller-Elmau. Allerdings sei auch darauf verwiesen worden, dass entsprechende Genehmigungen nötig seien.
Dies habe er dem Veranstalter mitgeteilt. Die beauftragte Firma habe sich aber offenbar nicht rechtzeitig um die Genehmigungen bemüht und "vorschnell mit den Aufbauarbeiten begonnen", so Müller-Elmau.
"Wildwest-Manier"
Die zwischenzeitliche Aufregung über die geplante Partyzone kann er nicht verstehen: Es gehe um eine Fläche, die derzeit geteert sei: "Da kommt einem nicht gleich der Gedanke von Landschaftsschutz."
Nicht alle sehen das so entspannt wie Müller-Elmau. Katharina Schulze, stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im bayerischen Landtag, übte Kritik: "Seit Wochen beteuert Bayerns Innenminister Herrmann, dass beim G7-Gipfel in Elmau selbstverständlich auch auf den Naturschutz geachtet werde. Umso erstaunlicher ist es dann, dass jetzt dort offenbar über mehrere Tage mitten in einem Landschaftsschutzgebiet eine Bühne für eine große private Feier aufgebaut werden konnte, die noch dazu von den Behörden gar nicht genehmigt war", sagte Schulze SPIEGEL ONLINE.
Florian Streibl von den Freien Wählern beklagte eine "Wildwest-Manier": Der Aufbau des Partyzeltes sei dreist gewesen.
Unklar ist, warum es vergleichsweise lange dauerte, bis die Polizei einschritt. Die Beamten sind wegen des nahenden G7-Gipfels schon seit geraumer Zeit verstärkt rund um Elmau präsent. Trotzdem passierte zunächst nicht viel, obwohl die Aufbauarbeiten bereits am Wochenende begonnen hatten. Innenminister Herrmann ließ am Dienstag zumindest keinen Zweifel am Ergebnis: Eine Feier könne in dem Landschafsschutzgebiet nicht stattfinden.
Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hatte zuletzt ein Zwangsgeld in fünfstelliger Höhe angedroht, sollte der Bau weiter fortgesetzt werden. Weitere rechtliche Schritte sollen demnächst geprüft werden.
News verfolgen
HilfeLassen Sie sich mit kostenlosen Diensten auf dem Laufenden halten:
- alles aus der Rubrik Politik
- Twitter | RSS
- alles aus der Rubrik Deutschland
- RSS
- alles zum Thema G8/G7
- RSS
0 commentaires:
Enregistrer un commentaire
Click to see the code!
To insert emoticon you must added at least one space before the code.