Vor genau einem Jahr sind in der Stadt Chibok im Nordosten Nigerias 276 Mädchen von Boko Haram verschleppt worden. Die Entführung sorgte für weltweite Bestürzung, auf Twitter erklärten Menschen unter dem Hashtag #bringbackourgirls ihre Solidarität. 57 von ihnen konnten fliehen - 219 Schülerinnen sind noch immer in der Gewalt der Terrororganisation.
Von ihnen fehlt jede Spur, und auch der neu gewählte Präsident Muhammadu Buhari dämpft die Hoffnung auf ihre Rückkehr: "Wir wissen nicht, ob die Mädchen aus Chibok gerettet werden können, ich kann nicht versprechen, dass wir sie finden", sagte er. Der Aufenthaltsort der Mädchen sei weiter unklar. Seine Regierung werde jedoch alles in ihrer Macht stehende tun, um die Mädchen zurückzubringen, versicherte Buhari den Familien.
Am 14. April 2014 hatten Boko-Haram-Kämpfer die Schule gestürmt und die Schülerinnen aus ihrem Schlafsaal entführt. Der Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau verkündete danach, er werde die Mädchen als "Sklavinnen" verkaufen. Später sagte er, alle seien bei Zwangsheiraten "unter die Haube gebracht" worden. Experten halten beide Schreckensszenarien für möglich. Nur dass die Mädchen noch alle beisammen sind sei unwahrscheinlich.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat in einem neuen Bericht dokumentiert, wie Frauen und Mädchen von Boko-Haram-Kämpfern systematisch missbraucht werden.
Kinder malen Leichen und brennende Häuser
Die Schülerinnen, die entkommen konnten, sind traumatisiert - aber nicht die einzigen, die unter dem Terror leiden. Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolgehat Boko Haram bisher rund 2000 Frauen und Mädchen entführt. Rund 800.000 Kinder sind nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef wegen des Konflikts in Nigeria auf der Flucht. Sie fliehen in die Nachbarländer Tschad, Niger und Kamerun - oft ohne ihre Eltern, die von Boko Haram getötet wurden.
Einige von ihnen sind in einem Unicef-Camp im Tschad untergekommen. In der Stadt Baga Sola nimmt sich das Kinderhilfswerk der Flüchtlinge an und versucht, ihnen bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erlebnisse zu helfen. In einem Mal-Workshop sollen die Kinder ihre Erinnerungen zu Papier bringen. Blutige Gesichter, kopflose Körper, brennende Häuser - die Bilder zeigen, was die Kinder gesehen haben.
Sie zeichnen, wie Islamisten ihre Dörfer stürmen und mit Maschinengewehren von den Ladeflächen ihrer Autos schießen. "An dem Tag, als Boko Haram in unser Dorf kam, waren wir vor unserer Haustür", erzählt ein Junge. "Die Kämpfer gingen zu den Leuten, die am Fluss standen - und schossen ihnen in den Kopf." Er zeichnet Boote und Körper, die in einem Fluss schwimmen. "Diese hier konnten auf die Boote gelangen und fliehen", sagt er. "Die anderen sind tot."
Ein anderer Junge malt ein brennendes Haus. "Dieser Mann versucht in sein Haus zu fliehen, als Boko Haram kommt", erzählt er. "Es gelingt ihm nicht, und sie zünden sein Haus an."
Ein Unicef-Mitarbeiter erklärt, dass der Workshop den Kindern helfen solle, ihre Erlebnisse zu verarbeiten: "Sie zeichnen, und dann reden wir über die Bilder." Man müsse die Kinder dazu bringen, sich zu öffnen.
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