Die Szene sorgte für reichlich Gesprächsstoff: Beim Radsport-Klassiker Paris-Roubaix senkte sich am Sonntag eine Bahnschranke, als das Fahrerfeld die Gleise passiert. Doch anstatt anzuhalten, quetschen sich viele Profis an den Schranken vorbei und überqueren die Schienen. Erst wenige Sekunden bevor der TGV vorbeirauscht, bleiben die restlichen Fahrer stehen – darunter auch der Luxemburger Jempy Drucker. «Jeder muss die Entscheidung für sich treffen. Ich habe mir in dem Moment keinen Stress gemacht und angehalten», sagt Drucker vom Team BMC.
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Viele andere Fahrer haben ein hohes Risiko auf sich genommen. Drucker verteidigt seine Kollegen. «Jeder fährt am Anschlag, das ist kein normales Rennen. Wir sind mit vollem Tempo auf die Stelle zugeschossen. Wenn alle abrupt angehalten hätten, hätte es zu Stürzen kommen können – auch auf den Gleisen», gibt Drucker zu bedenken. Eine Warnung gab es im Vorfeld nicht. Die Schranken haben sich für die Sportler völlig überraschend gesenkt. Die Fahrer hätten aber eine gute Sicht auf den Zug gehabt und gesehen, dass dieser noch weit entfernt gewesen sei, meint Drucker.
Fahrer müssen warten
Das Risiko war dennoch hoch – und unnötig. «Uns wurde von den Kommissaren gleich mitgeteilt, dass die andere Gruppe auf uns warten muss. Dass steht glaube ich auch im Regelwerk», sagt Drucker. Es komme immer mal wieder vor, dass das Fahrerfeld an einem Bahnübergang getrennt werde. Damit kein Nachteil entsteht, müssen die durchkommenden Fahrer langsam machen.
Trotz des glimpflichen Ausgangs könnte das Verhalten für einige Profis ein Nachspiel haben. Die französische Eisenbahn SNCF hat eine Strafanzeige angekündigt. «Millionen Fernsehzuschauer konnten live diesen extrem schweren und unverantwortlichen Verstoß feststellen, der tragisch hätte enden können», teilte die SNCF am Montag mit. Deshalb habe sie entschieden, eine Anzeige gegen Unbekannt zu stellen.
(Henning Jochum/dpa/L'essentiel)
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