dimanche 1 mars 2015

Mord an Putin-Kritiker: Zehntausende trauern in Moskau um Boris Nemzow


Moskau - Zehntausende Menschen nahmen am Sonntag in Moskau Abschied von dem ermordeten Kreml-Kritiker Boris Nemzow. Der von der Opposition organisierte Trauermarsch führt auch über die Brücke in Sichtweite des Kreml, wo der frühere Vize-Regierungschef am späten Freitagabend erschossen worden war.


Es waren Menschen allen Alters, viele von ihnen mit Rosen und Nelken in den Händen, die im Gedenken an den Ex-Vizeregierungschef in das Stadtzentrum kamen - bewacht von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften. Auf Plakaten waren Aufschriften zu sehen wie "Ich fürchte mich nicht" aber auch "Ich fürchte mich - wer ist der Nächste?".

Der Zug durch das Zentrum Moskaus hatte um 13.00 Uhr begonnen. Ursprünglich hatte die Opposition für Sonntag eine Großkundgebung gegen die Ukraine-Politik von Präsident Wladimir Putin geplant, diese wurde nach Nemzows Ermordung abgesagt. An dem Marsch zu Ehren des prominenten Kreml-Kritikers dürfen nach Angaben der Stadtverwaltung bis zu 50.000 Menschen teilnehmen.


Der Mord sorgte in Russland und international für Bestürzung. Bereits am Samstag strömten zahlreiche Menschen zum Tatort, um Blumen und Fotos niederzulegen. Weggefährten vermuten, dass Nemzow sein jahrelanges Engagement in der Opposition zum Verhängnis wurde. Sie werfen dem Kreml vor, eine anti-westliche Stimmung und Hass gegen Dissidenten in Russland zu schüren.


Ein politischer Terrorakt


"Im 21. Jahrhundert, im Jahr 2015, wird ein Oppositionsführer unter den Mauern des Kreml getötet - das übersteigt die Vorstellungskraft", sagte Nemzows Weggefährte und Putins Ex-Ministerpräsident Michail Kassjanow. Nemzow habe den Preis dafür gezahlt, "dass er jahrelang dafür kämpfte, dass Russland ein freies und demokratisches Land wird". Die Politikologin Julia Latynina bezeichnete den Mord als "politischen Terrorakt". Die Botschaft sei eindeutig: "Jeder, der an einem Oppositionsmarsch teilnimmt, läuft Gefahr, getötet zu werden."


US-Präsident Barack Obama sprach von einem "brutalen und bösartigen Mord". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordertewie Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon eine schnelle Aufklärung des Verbrechens. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte, Nemzow sei "eine Brücke" zwischen der Ukraine und Russland gewesen, die durch die Schüsse eines Mörders zerstört worden sei.


Der Kreml bezeichnete die Tat als eine gegen die Regierung gerichtete "Provokation". Das russische Ermittlungskomitee nannte den Mord einen "Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage im Land". Präsident Wladimir Putin versicherte, es werde alles getan, um "die Organisatoren und Täter dieses hinterhältigen und zynischen Mordes" zu bestrafen. In einem Telegramm an Nemzows Mutter würdigte Putin seinen langjährigen Widersacher als bedeutende politische Persönlichkeit.


Nemzow plante kritischen Ukraine-Bericht


Nemzow hatte Putin wenige Stunden vor dem Attentat in einem Radiointerview erneut eine "unsinnige Aggression gegen die Ukraine" vorgeworfen und den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Der 55-Jährige soll überdies an einem Bericht über eine russische Beteiligung am Ukraine-Konflikt gearbeitet haben.


Die Ermittler sehen in Nemzows Kritik an der russischen Ukraine-Politik ein mögliches Tatmotiv. Aus Polizeikreisen verlautete, eine Spur führe ins rechtsextreme Milieu. Auch einen islamistischen Tathintergrund schließen die Ermittler nicht aus, da Nemzow nach seiner Verurteilung der Anschläge von Paris Drohungen erhalten habe.


Nach Angaben des Moskauer Innenministeriums wurde Nemzow mit vier Schüssen in den Rücken getötet. Ein russischer TV-Sender veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, die zeigen sollen, wie der mutmaßliche Schütze in ein wartendes Auto springt und flüchtet.

Der Mord reiht sich ein in eine Vielzahl ähnlicher Taten, denen in den vergangenen Jahren Oppositionelle wie die Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa oder die Journalistin Anna Politkowskaja zum Opfer fielen. Nemzow hatte Einschüchterungen durch die Behörden in der Vergangenheit immer wieder getrotzt.


Nach Angaben des früheren litauischen Ministerpräsidenten Andrius Kubilius hatte Nemzow im Jahr 2012 erwogen, Asyl in dem Baltenstaat zu beantragen. Der Oppositionelle habe damals damit gerechnet, nach den Massenprotesten gegen eine dritte Amtszeit von Präsident Wladimir Putin festgenommen und inhaftiert zu werden. Er habe Nemzow damals Schutz versprochen, sagte Kubilius. In Litauens Hauptstadt Vilnius ist für Sonntag ebenfalls ein Trauermarsch für Nemzow geplant.




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