lundi 9 mars 2015

Gabriel in Abu Dhabi: Warnende Worte aus der Weißen Moschee


Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.




Die Kulisse hätte sich Vizekanzler Sigmar Gabriel nicht besser aussuchen können, um sich laut Gedanken über den Islam zu machen. Es ist der dritte Tag seiner Reise durch die arabischen Golfstaaten, er ist in Abu Dhabi, dem Zentrum der Vereinigten Arabischen Emirate - und er läuft auf Socken durch die viertgrößte Moschee der Welt. Weiße Moschee heißt der Bau, und die Touristenführerin erklärt dem SPD-Chef, dass diese Farbe für Toleranz, Frieden und Miteinander stehe. Die Scheichs in den Emiraten wollen durch Prachtbauten wie diesen nicht nur ihren Reichtum demonstrieren, sondern den muslimischen Glauben als weltoffen präsentieren.

Staunend schreitet Gabriel unter dem Kronenleuchter hinweg. Zwölf Tonnen ist der schwer, der größte der Welt, hergestellt in Bayern. Er geht nach draußen, läuft einen Gang entlang, der mit 1000 Säulen den großen Gebetsplatz umsäumt. 30.000 Gläubige finden in der Moschee Platz, der deutsche Minister ist beeindruckt.


Die ganze Reise über ging es um Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien, die Menschenrechte, den inhaftierten Blogger Badawi.. Doch auf einer Reise durch die arabische Welt mit allen ihren Krisenherden ist auch Gabriel klar, dass das Verhältnis der Deutschen zum Islam und die Angst der Menschen vor dem Terror immer mitschwingt. Wie ist mit dem radikalen Islamismus umzugehen, der Terroristen hervorbringt, Kämpfer für den "Islamischen Staat" (IS) oder andere Organisationen - nicht nur in der arabischen Welt, sondern auch in der deutschen Provinz?


Beeindruckt vom Scheich


Am Vorabend hat Gabriel mit dem Kronprinzen der Vereinigten Arabischen Emirate gesprochen. Ein Gespräch, das ganz offensichtlich nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen hat. Denn Scheich Mansour Bin Zayed al-Nahyan hat das Problem des radikalen Islam in seiner zweistündigen Unterhaltung mit Gabriel selber aufgegriffen. Der Regent forderte seinen Gast auf, in Deutschland radikale Prediger aus den Gebetshäusern heraus zu drängen.


Gabriel war überrascht, dass der Scheich das Verhältnis seiner Religion zum Terrorismus so unverblümt thematisiert. Dass der Islam nicht terroristisch ist, aber die meisten Terroristen derzeit islamisch sind - das ist eine Feststellung, die Gabriel offensichtlich nicht vom Scheich erwartet hat. Und die ihn selbst auch zu klaren Ansagen animiert. Vor dem Eingang der Moschee fordert er eine Debatte über die islamischen Religionslehrer und Imame in Deutschland. "Wir haben zu spät angefangen, darüber zu reden, dass an deutschen Hochschulen Prediger ausgebildet werden, wo wir das Curriculum kennen, wo wir wissen, wie sie ausgebildet werden."


Gabriel warnt vor der Unterwanderung muslimischer Gemeinden durch radikale Prediger aus der Ferne. "Es kann nicht sein, dass in deutschen Gebetshäusern Prediger aus Pakistan oder anderen Ländern predigen, die nichts wissen über unser Land", sagt er. Diese Menschen seien mitunter tief verstört über das, was sie in unserem Land sehen und stachelten anschließend die jungen Migranten, die in die Moschee kommen, gegen die deutsche Gesellschaft auf.


Hunderttausende ohne jede Hoffnung


Als Grund für die Empfänglichkeit fundamentalistischen Gedankenguts nennt Gabriel nicht in erster Linie die wirtschaftliche Benachteiligung junger Muslime. Viel wichtiger noch erscheint dem SPD-Chef, dass die Jugendlichen orientierungslos seien. "Es geht darum, dass unsere Gesellschaft ihnen Orientierung gibt", sagt Gabriel, während im Hintergrund der Muezzin zu singen beginnt.


Gabriel sorgt sich auch um die Flüchtlingsquartiere, in denen Vertriebene aus Syrien und dem Irak leben. Dort wüchsen Hunderttausende heran ohne jede Hoffnung, ohne eine Perspektive. "Wir haben die große Gefahr, dass wir da eine verlorene Generation sitzen haben. Und aus der werden die Terroristen von morgen kommen", sagt Gabriel. Er fordert eine gemeinschaftliche Anstrengung Europas, um diesen jungen Menschen Ausbildung und Arbeit zu verschaffen.

Gabriel hat auf seine Reise den Vorsitzenden des Zentralrats der deutschen Muslime, Aiman Mazyek, mitgenommen. Er weicht Gabriel beim Besuch in der Moschee nicht von der Seite. Die beiden sind befreundet, der Muslimvertreter unterstützt Gabriel in seiner Botschaft. Man müsse genauer in die Moscheen hineinschauen, sagt auch Mazyek und appelliert an beide Seiten: "Die Muslime müssen von der Gesellschaft als ein Teil angesehen werden, sie müssen sich selber aber auch als ein Teil unseres Landes sehen." Er fordert, dass die Muslime den gleichen verfassungsrechtlichen Status bekommen müssten wie die christlichen Kirchen.


Zu diesem Vorschlag des Muslimenvertreters allerdings schweigt Gabriel, steigt in seine Limousine und lässt den Muezzin der Weißen Moschee weiter singen.




Zusammengefasst: Vizekanzler Sigmar Gabriel besucht auf seiner Golfreise die Vereinigten Arabischen Emirate. Beim Besuch der Weißen Moschee in Abu Dhabi warnt der SPD-Chef vor radikalen Predigern, die in Deutschland orientierungslose Muslime aufhetzen. Er fordert: Imame sollten an deutschen Hochschulen ausgebildet werden.




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