samedi 4 avril 2015

Reaktion auf Brandanschlag: Hunderte demonstrieren für weltoffenes Tröglitz


Tröglitz kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus. Seit Monaten machen Rechtsextreme in dem 2700-Einwohner-Ort in Sachsen-Anhalt Stimmung gegen die Aufnahme von Asylbewerbern. Jetzt haben Unbekannte ein als Flüchtlingsheim geplantes Wohnhaus angezündet.


Nach dem Brandanschlag beteiligten sich rund 300 Menschen an einer spontanen Demonstration in Tröglitz. Zu der Aktion hatte der zurückgetretene ehrenamtliche Bürgermeister des Ortes, Markus Nierth, aufgerufen - gemeinsam mit der frisch gegründeten Bürgerinitiative "Miteinander - füreinander". Redner aus Politik, von Vereinen und Kirchen setzten ein Zeichen gegen Hass und Ausgrenzung.

Neben Nierth sprach sich auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für Weltoffenheit aus. "Wir wollen die Verbrecher fassen und sie hinter Gitter bringen", sagte er den Demonstranten unter Applaus. "Tröglitz ist so ein schöner Ort und unsere Heimat, die lassen wir uns von Verbrechern nicht kaputtmachen." Es sei in Tröglitz in den vergangenen Wochen ein "wunderbares Netzwerk" für die Vorbereitung auf die Flüchtlinge aufgebaut worden, das jetzt nicht aufgeben dürfe. Die Sicherheitsmaßnahmen im Ort seien nach dem Brand noch einmal erhöht worden.




REUTERS



Im Mai sollten 40 Menschen in die Flüchtlingsunterkunft einziehen. Der örtliche Landrat hält grundsätzlich an dem Plan fest. "Es bleibt dabei, Tröglitz bekommt 40 Asylbewerber", sagte Götz Ulrich (CDU) SPIEGEL ONLINE.

In der Nacht zum Samstag waren der oder die Täter in das Haus eingebrochen und hatten Feuer gelegt, wie die Polizei mitteilte. "Dabei wurde mit großer Wahrscheinlichkeit auch Brandbeschleuniger verwendet." Der ausgebaute Dachstuhl wurde durch das Feuer zerstört. Er war völlig verkohlt, die Fenster zersprungen. Das Haus sei derzeit unbewohnbar, hieß es. Von einem Sachschaden in sechsstelliger Höhe war die Rede.


"Es ist definitiv besonders schwere Brandstiftung", sagte Staatsanwalt Jörg Wilkmann. Es handle sich um eine "gemeingefährliche Straftat schlimmster Art". Ob Fremdenhass das Motiv war, steht noch nicht fest. Die Ermittler halten einen politischen Hintergrund aber für naheliegend. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer abscheulichen Tat, die unverzüglich aufgeklärt werden müsse (weitere Politiker-Reaktionen lesen Sie hier).


Das Landeskriminalamt (LKA) und die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd haben eine Ermittlungsgruppe gebildet, das LKA ist federführend, auch der Staatsschutz ist involviert. Da in dem Haus zum Tatzeitpunkt zwei Menschen wohnten, wird außer wegen schwerer Brandstiftung auch wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Die beiden waren gegen 2 Uhr morgens von Nachbarn rechtzeitig geweckt worden, so dass sie ihre Wohnung unverletzt verlassen konnten. Seit Januar hatte es in Tröglitz unter der Führung des NPD-Funktionärs Steffen Thiel regelmäßig Protestzüge gegen die neue Unterkunft gegeben. Als die Rechtsextremen und Gegner des Flüchtlingsheims vor seine Haustür ziehen wollten, trat der parteilose Bürgermeister Nierth vor vier Wochen zurück (lesen Sie hier ein Interview mit ihm). Er fühle sich alleingelassen von Behörden und vielen Mitbürgern, teilte der Vater von sieben Kindern mit und kritisierte eine "schweigende Mitte". Das Entsetzen bundesweit war groß, auch weil Nierth Morddrohungen erhielt.

Danach habe man in Tröglitz "sehr viele polizeiliche Maßnahmen" ergriffen, sagte die Präsidentin der zuständigen Polizeidirektion in Halle, Christiane Bergmann. Auch in der Nacht der Brandstiftung sei die Polizei durch den Ort Streife gefahren. Doch der Brandanschlag konnte damit nicht verhindert werden.


Es habe schon länger Befürchtungen im Ort gegeben, dass das Haus angezündet werden könnte, sagte Nierth nach dem Anschlag. Er spach von einer "Schande für Tröglitz, die uns nun mit Mölln und Hoyerswerda in eine Reihe bringt".




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