mardi 17 mars 2015

US-Republikaner Schock: Erst Downton Abbey, dann der Absturz


Amerikas Revolution gegen die Briten liegt jetzt ja auch schon ein bisschen zurück. Und dass Londons Truppen einst das Weiße Haus in Washington brandschatzten? Vergeben und vergessen. Der moderne Amerikaner genießt längst die kulturellen Segnungen der einstigen Kolonialherren, heißt: die TV-Show "Downton Abbey", die hierzulande Rekordeinschaltquoten erzielt.


Dem Abgeordneten Aaron Schock aus dem Staate Illinois allerdings ist die Zuneigung zum britischen Adel nun zum politischen Verhängnis geworden: Am Dienstag musste der 33-jährige - bisher stets aufstrebende - Republikaner seinen Rückzug aus dem Kongress bekanntgeben.

Warum? Weil Schock viele Dinge mit Steuergeld abgerechnet hat, die er nicht hätte abrechnen dürfen. Weil er so gern auf Instagram posierte. Weil sein Auto so viel mehr dienstliche Meilen zurücklegte als insgesamt Meilen auf dem Tacho waren. Weil, weil, weil. Doch eigentlich begann der ganze Ärger mit Downton Abbey.


Das lief so: Anfang Februar veröffentlichte die"Washington Post" in ihrer Style-Sektion ein paar Bilder von Schocks neuen Washingtoner Büroräumen: Die Wände knallig rot, schwere Bilderrahmen, golden lackierte Wandleuchter, Fasanenfedern. Kein Witz. (Sehen Sie hier ein Video der ABC-Kollegen vom Besuch in Schocks Büro).


Eine in den Räumlichkeiten anwesende Innendekorateurin namens Annie Brahler von der Firma "Euro Trash" (wieder kein Witz) erklärt dem Post-Reporter, all das basiere auf dem "Red Room" aus "Downton Abbey".


Ein Mitarbeiter Schocks im Empfangsraum des roten BürosZur Großansicht

REUTERS


Ein Mitarbeiter Schocks im Empfangsraum des roten Büros




Blöderweise für Schock erzählte Mrs. Brahl dann aber auch noch, dass ihre Dienste kostenlos gewesen seien, der Abgeordnete habe nur die Materialien bezahlt.Und da nahm das Unglück seinen Lauf. Eine der hauptstädtischen Watchdog-Gruppen - "Citizens for Responsibility and Ethics" - mutmaßte, es handele sich bei Brahlers Diensten wohl um ein Geschenk. Das ist einem Abgeordneten verboten. Schock versprach, er werde Brahler bezahlen (in den Jahren zuvor, das kam späte raus, hatte er schon rund 100.000 Dollar Steuergeld in seine Räumlichkeiten investiert). Außerdem habe er sowieso noch nie "Downton Abbey" geguckt. Sein Büro sei einfach knallig rot, weil er eben jünger sei als die anderen. Im Urlaub zum Beispiel lege er sich auch nicht an den Strand, sondern mache "aktivere Sachen". Aktivere Sachen wie: Surfen, Skifahren, Rafting, Muckibude. Stets prima in Szene gesetzt für Schocks Instagram-Account. Sogar aufs Cover von "Men's Health" schaffte es der Abgeordnete gemeinsam mit seinen Bauchmuskeln.
Aaron Schock bei seiner Vereidigung im Januar 2015Zur Großansicht

AP


Aaron Schock bei seiner Vereidigung im Januar 2015




Das Posen in sozialen Netzwerken, das Downton-Abbey-Büro, die Reisen - all das erzeugte Aufmerksamkeit. Journalisten begannen zu graben. Plötzlich entwickelte sich das, was mit einem Artikel im Style-Ressort begonnen hatte, zu einem Skandal. Es gab immer mehr Verdachtsmomente, zum Beispiel …

  • … die Sache mit den Flügen: Schock soll laut Nachrichtenagentur AP mehr als 40.000 Dollar Steuergeld für dienstliche Reisen in Privatflugzeugen bezahlt haben. Deren Eigner: seine Wahlkampfspender. Rekonstruiert werden konnten diese Reisen unter anderem durch die Ortsangaben auf Schocks Instagram-Fotos.



  • … die Sache mit dem Auto: Vier Jahre fuhr Schock privat einen Chevrolet Tahoe, legte damit insgesamt 81.860 Meilen zurück. Dem Staat aber stellte er 123.131 Meilen in Rechnung; und mit seinen Wahlkampfplattformen rechnete er laut "Politico" weitere 49.388 Meilen ab. Im letzten Jahr kaufte er einen neuen Tahoe, mit Wahlkampfgeld. Zugelassen ist der Wagen allerdings auf den Privatmann Schock.



  • … die Sache mit Katy Perry: Im letzten Sommer sponserte Schock sich und seinen Praktikanten Tickets für ein Katy-Perry-Konzert in Washington. Bezahlt wurde das von seiner Wahlkampforganisation. Insgesamt soll Schock in den letzten Jahren mehr als 24.000 Dollar für solche Events ausgegeben haben.



  • … die Sache mit dem New-York-Trip: Laut "Chicago Sun-Times" nahm Schock mindestens zehn seiner Mitarbeiter mit auf eine Dienstreise nach New York, obwohl diese dort kaum etwas zu tun hatten. Kostenpunkt: rund 10.000 Dollar aus Steuergeldern.



  • … die Sache mit dem Haus: Im Jahr 2012 verkaufte Schock sein Haus an einen seiner Wahlkampfspender. Der Verkaufspreis lag mit 925.000 Dollar laut Medienberichten deutlich über dem, was das Haus eigentlich wert war. Sollte das stimmen, könnte es sich um eine verdeckte Spende handeln.


Schwerem Herzens trete er zurück, erklärte nun Aaron Schock am Dienstag. "Ich bete für Dich", schrieb einer seiner Instagram-Freunde unter das vorerst letztes Posting des illustren Abgeordneten.




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