«Reich mit Geiss» – der schillernde Millionär Robert Geiss, bekannt aus der deutschen TV-Realityshow «Die Geissens», wirbt im großen Stil für einen Dividendenfonds, der in Luxemburg aufgelegt wurde. Das Anlageprogramm kostet 99 Euro für zwölf Monate und 8,25 Euro monatlich für 15 Monate und lockt Investoren mit jährlich vier Ausschüttungen von mindestens einem Prozent. «Null Zinsen – nicht mit mir!», steht neben dem Konterfei des Millionärs in einer Print-Anzeige. «Lassen auch Sie ihr Geld richtig hart arbeiten.»
Alles nur gespielt? Die große TV-Lüge
Verwaltet wird der Mischfonds namens «Patriarch Classic Dividende 4 Plus» aber nicht etwa von Geiss selbst, sondern von der Luxemburger Tochter der deutschen Privatbank Hauck & Aufhäuser – doch die ist mit «Reich mit Geiss» alles andere als happy. In einer Pressemitteilung distanziert sich das altehrwürdige Geldhaus von der Werbeaktion. Man habe bei der Entscheidung, den Fonds zu verwalten und als Depotbank zu agieren, «definitiv nichts» von der geplanten Werbung gewusst, schreibt die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf das Unternehmen. «Die Börsenmedien AG, Auftraggeber der Werbeaktion, hat keine Vertragsbeziehung zu Hauck & Aufhäuser. Sie hat Herrn Geiss bzw. dessen Agentur beauftragt», heißt es in einem Communiqué der Bank, die nun rechtliche Schritte prüft.
Die Print-Anzeige für «Reich mit Geiss»
Bei Kennern der Branche löst der Fonds indes keine Begeisterungsstürme aus. Die Stiftung Warentest hält den Patriarch mit laufenden Kosten von 2,15 Prozent pro Jahr für einen «teuren Fonds». Die Wertentwicklung sei «nicht berauschend». Hinzu kommen Gebühren, wenn der jährliche Wertzuwachs oberhalb von fünf Prozent liegt. «Die Gebühr würde selbst dann erhoben, wenn der Fonds im Vorjahr hohe Verluste hatte, heißt es auf test.de. «Wenn dieses Produkt jemanden reich macht, dann die Herausgeber des Fonds. Die Anleger sicher nicht!», sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zur Süddeutschen Zeitung. Im Übrigen dürfte Robert Geiss mit der versprochenen «perfekten Anlagestrategie» des Fonds nichts zu tun haben, sondern nur als Testimonial dienen. Initiator des Fonds ist die AMF Capital AG aus Köln.
Links:
Stiftung Warentest
Süddeutsche Zeitung
Hauck & Aufhäuser
(Jörg Tschürtz/L'essentiel)
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