lundi 16 mars 2015

Netanyahus Gegner bei Israel-Wahl: Buji gegen Bibi


Es ist nicht besonders schmeichelhaft für Isaac Herzog, dass Israels Opposition vor den Parlamentswahlen am Dienstag mit dem Slogan "Alles außer Bibi" wirbt. Denn gemeint ist damit er. Als Spitzenkandidat der Arbeitspartei soll er den konservativen Premier Benjamin Netanyahu aus dem Amt drängen.


Herzog, 54, ist eher untypisch für die politische Elite in Israel: Er ist kein Macho-Typ, hat eher ein knabenhaftes Gesicht - und kaum Charisma.

Der Herausforderer kämpfte auch nicht in einer Elite-Truppe wie viele israelische Spitzenpolitiker, sondern leistete seinen Wehrdienst in der Einheit für Fernmelde- und elektronische Aufklärung ab. Was genau er da tat, weiß zwar niemand. Aber er habe ständig "Entscheidungen über Leben und Tod getroffen", versichern alte Kameraden nun in Wahlkampf-Clips.


Dass Herzog die Wahl gewinnen könnte, liegt vor allem daran, dass viele Israelis genug haben vom polarisierenden Stil ihres Regierungschefs. Sie sind zudem besorgt wegen der wachsenden Ungleichheit und Armut in ihrem Land. "Selbst ein Kaktus würde gegen Netanyahu ein paar Stimmen holen", spottete Yoaz Hendel, einst dessen Leiter für Öffentlichkeitsarbeit, in der "New York Times".


"Wir haben vielen Menschen Hoffnung gegeben, dass sich etwas ändern kann", sagte Herzog im Interview mit dem SPIEGEL (zum digitalen SPIEGEL, zum englischen Artikel) "Deshalb wird der langweilige Kandidat, der vor Ihnen sitzt, hoffentlich der nächste Premier."


Mit Photoshop wurden auf Wahlplakaten seine Falten vertieft


Herzog führte zwar keinen furiosen Wahlkampf, aber ihm unterliefen bisher auch keine Fehler. Mit der früheren Ministerin Tzipi Livni hat er das Mitte-Links-Bündnis "Zionistisches Lager" gebildet. In den jüngsten Umfragen lagen sie deutlich vor Netanyahus rechter Likud-Partei. Allerdings könnte es für Herzog schwierig werden, genug Koalitionspartner zusammenzubekommen.


Doch Herzog hat ein großes Problem: sein Image. In den vergangenen Monaten arbeitete er fleißig mit einem Stimmtrainer, um klarer und weniger nasal zu sprechen. In einem Staat, wo die Sicherheit eine zentrale Rolle spielt und meist vermeintlich starke Männer mit Kriegsgeschichten und Bariton-Stimmen regieren, ist das wichtig.


Herzog verschweigt seine Schwäche nicht. "Manche von Euch haben sich noch nicht entschieden, mich zu wählen, wegen meiner Stimme", sagt er zum Beispiel in einem Wahlkampf-Clip. Auch an seinem äußeren Erscheinungsbild wurde offenbar gearbeitet: Per Photoshop habe der Oppositionschef auf Plakaten ein paar graue Haare und etwas tiefere Falten bekommen, um nicht mehr so jugendlich zu wirken, berichtete die US-Nachrichtenseite "McClatchy".


Nur Herzogs Spitznamen Buji, Buschi ausgesprochen, wurden seine PR-Berater nicht los. Den hatte ihm seine Mutter schon als Baby verpasst: Sie nannte ihn immer Buba scheli, meine Puppe auf Hebräisch, bis der Kleine dann Buschi nachplapperte.


Netanyahu nennt Herzog deshalb immer wieder Buji, um seinen Rivalen zu diskreditieren. Der Premier hatte ein TV-Duell mit Herzog abgelehnt.


Seine Familie wird mit den Kennedys verglichen


Obwohl nur wenige bei Isaac Herzog ins Schwärmen geraten, wird seine Familie oft als israelische Version der Kennedys bezeichnet, ist sie doch eine der bekanntesten politischen Dynastien des Landes:

  • Herzogs Großvater war der erste Oberrabbi des Landes,



  • sein Vater Chaim war Präsident,



  • sein Onkel Außenminister,



  • sein Bruder General und hochrangiger Berater im Verteidigungsministerium.



  • Herzogs Mutter rief einen der ersten israelischen Naturschutzvereine ins Leben.



  • Seine Tante gründete einen Verein zur Bekämpfung von Krebs.



  • Eine andere Tante vertrat Israel auf dem internationalen Parkett bei Frauen- und Gesundheitsthemen, etwa bei der Weltgesundheitsorganisation.


Auch Isaac Herzog selbst kann eine eindrucksvolle Karriere vorweisen: Der Anwalt ist seit 2003 Mitglied der Knesset und war schon mehrfach Minister - zuletzt für Soziales unter Netanyahu, bevor er 2011 zurücktrat. Seine Erfahrung als Sozialminister rückt Herzog im Wahlkampf gerne in den Vordergrund. Sollte er Premier werden, hat Herzog für seine ersten 100 Tage drei Prioritäten angekündigt: die hohen Lebenskosten, die Wohnungsnot und Israels internationale Beziehungen.


Der Herausforderer will das Porzellan kitten, das Netanyahu im Ausland zerschlagen hat: Herzog ist für eine Wiederaufnahme der schwierigen Friedensgespräche mit den Palästinensern. Im SPIEGEL kündigte er an, auch Verhandlungen mit dem Erzfeind Iran zu unterstützen: "Alle Möglichkeiten sollten offen diskutiert werden."



Wahlen in Israel 2015


Wer wählt ?


Wahlberechtigt sind alle israelischen Staatsbürger ab 18 Jahren, rund 5,9 Millionen Menschen.


Was wird gewählt?


Die Israelis stimmen nicht für einzelne Kandidaten, sondern jeweils für die landesweite Liste einer Partei oder eines Parteien-Bündnisses. Für die Wahl der 20. Knesset treten 26 Listen an. Benjamin Netanyahu steht auf dem Spitzenplatz der Likud-Liste, sein Rivale Isaac Herzog auf dem der Zionistischen Union.


Wer kommt in die Knesset?


Erstmals gibt es eine 3,25-Prozent-Hürde. Vorher waren es zwei Prozent. Liegt eine Liste darunter, wird sie nicht berücksichtigt. Für die Verbliebenen wird berechnet, für wie viele Stimmen es jeweils einen Sitz gibt und die Plätze entsprechend verteilt. Hat eine Partei danach Stimmen übrig, die nicht ganz für einen weiteren Sitz reichen, kann sie diese einer anderen Partei übertragen, wenn sie vor der Wahl entsprechende Vereinbarungen getroffen hat. Alle anderen werden nach dem D'Hondt-Verfahren verteilt, bis alle 120 Knesset-Sitze vergeben sind.


Wer bildet die Regierung?


Bisher hatte noch nie eine Partei die absolute Mehrheit von 61 Sitzen. Israels Präsident gibt dem Knesset-Mitglied, dem er die besten Chancen einräumt, den Auftrag, eine Koalition zu bilden mit mindestens 61 Sitzen. Normalerweise ist dies der Chef der größten Fraktion. Dafür hat dieser Abgeordnete 28 Tage Zeit, die auf bis zu insgesamt 42 Tage verlängert werden können. Gelingt dies nicht, kann der Präsident einem anderen Knesset-Mitglied 28 Tage Zeit geben. Bisher ist es immer gelungen, eine Koalition zu bilden. Der Präsident kann auch eine Einheitsregierung empfehlen mit wechselnden Premierministern. Doch es bleibt den Parteien überlassen, ob sie dieser Empfehlung folgen.







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