Langsam rattern die Nahverkehrszüge über den Bahndamm kurz vor dem Trierer Hauptbahnhof. Streckenarbeiter gehen die Gleise ab und suchen nach Müll und anderen weggeworfenen Gegenständen. Langsam kämpft sich die Sonne durch den diesigen Himmel. Vier Meter unter den Zügen zündet eine junge Frau ein Grablicht an und stellt es auf den Kies im Schatten des Bahndamms. «Ich kannte sie», sagt das Mädchen und blickt auf die Stelle in dem Gebüsch, die noch immer schwarz vom Ruß ist: «Sie wohnte in der gleichen Straße wie ich.»
Laura Marie aus dem Trierer Norden war erst 16 Jahre alt gewesen. Am späten Freitagabend wollte die junge Frau zu Fuß von Trier-Nord zum Hauptbahnhof, um dort Freunde zu treffen. Ihr Nachbar Sandro C. begleitete sie. Auf dem Weg am Bahndamm gerieten die beiden in Streit. Der 24-Jährige zückte ein Messer und stach so oft auf die Schülerin ein, bis sie leblos auf dem Boden vor ihm lag. Dann schleifte er ihren toten Körper an den Rand des Bahndamms, dorthin, wo die Autoreifen, die Plastiktüten und all der andere Müll lagen.
Bundespolizei patrouilliert den abgelegen Weg regelmäßig
«Wir patrouillieren hier öfter», sagt der Polizist. «Nicht nur wegen dem Mädchen.» Der junge Beamte sitzt neben seinem Kollegen in einem Dienstfahrzeug der Bundespolizei. Die beiden fahren die mit Schlaglöchern und Müll übersäte Sackgasse ab. Vor der verrußten Stelle halten sie an. Das Bahngelände ist Bundespolizei-Territorium. «Grenzgebiet», wie der junge Beamte sagt. «Hier treiben sich viele dunkle Gestalten herum.»
Erst am nächsten Tag kam Sandro wieder. Er überschüttete Laura Maries Leiche, die noch immer am Wegesrand lag, mit einem Brandbeschleuniger und setzte sie in Flammen. Am Samstagabend wurden die noch brennenden Überreste von einem Spaziergänger gefunden. So lautet die Version der Trierer Staatsanwaltschaft. Die Trierer Polizei richtete eine Sonderkommission ein, kurze Zeit später wurde der Täter verhaftet – und gestand.
Unheimlicher und dunkler Weg
«Was ist nur aus der Welt geworden?» Eine ältere Dame hat am Montagmorgen ihr Fahrrad bis zur der verkohlten Stelle am Wegesrand geschoben. Jetzt schaut sie erschrocken zu den verbrannten Zweigen und Blättern. «Ich gehe hier oft durch, auf dem Weg zum Bahnhof.» Neben ihr starrt die junge Frau in die Flamme der Kerze, die sie gerade angezündet hat. «Dieser Weg ist unheimlich, vor allem abends spät», sagt sie: «Denn es gibt hier kein Licht.»
Freunde von Laura Marie wollen einen Trauermarsch organisieren. Er beginnt am Mittwoch, 18. März, vor dem Trierer Dom.
(Tobias Senzig/L'essentiel)
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