jeudi 26 mars 2015

Fall Bergdahl: Der Mann, dem sie Feigheit vorwerfen


Worum geht es in dem Fall Bowe Bergdahl?


Der US-Soldat Bowe Bergdahl war fünf Jahre lang Gefangener von radikalen Islamisten. In Afghanistan war er für die US-Armee im Einsatz. Im Juni 2009 entfernte der Unteroffizier sich von seinem Posten in der Provinz Paktika und geriet in die Hände des mit den Taliban verbündeten Hakkani-Netzwerks. Laut CNN wurde er körperlich misshandelt. Zweimal habe Bergdahl versucht zu fliehen, sei aber gefasst und anschließend in eine Art Käfig gesperrt worden, hieß es.


Erst im Mai 2015 wurde er freigelassen - im Tausch gegen fünf Gefangene aus dem Gefangenenlager auf Guantanamo. Zuletzt war der 28-Jährige aus Idaho auf dem Stützpunkt Fort Sam Houston in Texas eingesetzt und arbeitete dort in der Verwaltung.

Warum wird Bergdahl nun angeklagt?


Bergdahl müsse mit einer Anklage in zwei Fällen rechnen, sagte ein Militärsprecher: Er sei desertiert, um sich vor einem gefährlichen Einsatz zu drücken. Außerdem sei ihm "Feigheit vor dem Feind" vorzuwerfen, sagte Oberst Daniel King. Das amerikanische Militärrecht stellt mit diesem Tatbestand die Flucht, das Niederlegen von Waffen und eben anderes "feiges Verhalten" in Gefechtssituationen unter Strafe. Bergdahl droht bei einem Schuldspruch lebenslange Haft. Bereits nach seiner Freilassung hatte die US-Militärjustiz Ermittlungen eingeleitet. Nun wird in einem Vorverfahren entschieden, ob die Beweise für einen Prozess ausreichen.


Bergdahls Anwalt, Eugene Fidell, sagte MSNBC, eine Anhörung zum Fall werde bisher geheime Details "über Bergdahls Verhalten, seine Motivation, seine Intentionen - und auch über seine fünfjährige Gefangenschaft ans Licht bringen".


Warum ist der Fall so umstritten?


Zum Verschwinden des Soldaten gibt es viele Theorien und Spekulationen: Im Sommer 2010 berichteten britische Medien etwa, Bergdahl sei zum Islam konvertiert und bilde Aufständische beim Bombenbau aus. Dabei beriefen sie sich auf Taliban-Kommandeure und afghanische Geheimdienstmitarbeiter. Frühere Kameraden werfen ihm vor, die Truppe unerlaubt verlassen zu haben. Er soll sich vor seiner Gefangennahme kritisch über den Afghanistan-Einsatz und seine Rolle darin geäußert haben. Außerdem beschuldigen die Soldaten Bergdahl, er habe das Leben von US-Soldaten aufs Spiel gesetzt, die nach seinem Verschwinden eine Suchaktion gestartet hatten.


Auch in E-Mails an seine Familie, die das US-Magazin "Rolling Stone" 2012 veröffentlichte, ergab sich das Bild eines äußerst frustrierten Soldaten. "Die US-Armee ist der größte Witz der Welt", hatte der Soldat geschrieben. "Sie ist die Armee der Lügner, Verräter, Idioten und Tyrannen."


Was sagt US-Präsident Barack Obama dazu?


Zu den aktuellen Anklagen äußerte sich das Weiße Haus bisher nicht, wie die Nachrichtenagentur AP meldet. Obama hatte sich für Bergdahls Befreiung eingesetzt und den Gefangenenaustausch mit Guantanamo-Häftlingen genehmigt. Außenamtssprecherin Jen Psaki verteidigte den Austausch im Interview mit Fox News: Der Präsident habe klar gemacht, dass es im Interesse der nationalen Sicherheit sei, Guantanamo zu schließen, "aber hier ging es darum, einen einzelnen Menschen, der seinem Land gedient habe, nach Hause zu holen".


Bei dem Deal stand der Präsident vor einer schwierigen Entscheidung: Zum einen heißt es in der Armee, das niemand auf dem Schlachtfeld zurückgelassen werde. Zum anderen soll nicht mit Terroristen verhandelt werden. Obama musste eine dieser Regeln brechen.

Wie wird darüber in den USA diskutiert?


Der Austausch sorgte von Anfang an für Kritik - und auch jetzt wieder für Wirbel: Die oppositionellen Republikaner warfen dem US-Präsidenten vor, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Außerdem berge die Freilassung der Guantanamo-Häftlinge Gefahren, hieß es. Der republikanische Senator John McCain etwa sagte im Juni 2014, ein Drittel der Entlassenen sei wieder in Kampfhandlungen involviert. In dem Bericht, auf den sich McCain bezog, reichten jedoch schon "plausible aber nicht überprüfte" Berichte aus, um einen Ex-Guantanamo-Insassen als "verdächtig" einzustufen.


Durch die Anklagen sehen sich die Republikaner nun in ihrer Kritik bestätigt. "Die heutige Erklärung ist das Ausrufezeichen hinter dem schlechten Deal, den Obamas Obamas Regierung in ihrer Eile, Guantanamo zu schließen, gemacht hat", so der kalifornische Abgeordnete Ed Royce, Experte für auswärtige Angelegenheiten. Auch der republikanische Senator Roger Wicker sagte, die Anklage werde sicherlich "beim durchschnittlichen Amerikaner" Zweifel an dem Bergdahl-Handel wecken.






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