vendredi 13 mars 2015

Ausschreitungen in Hongkong: Jagd auf Festland-Chinesen


Jugendliche umringen eine junge Frau, brüllen sie an. Dass neben ihr die dreijährige Tochter steht, erst verdutzt, dann laut weinend, stört sie nicht. "Du bist eine von denen", schreien sie die Frau an, "einer von diesen Parallelhändlern". Verängstigt öffnet die Mutter ihren Koffer, lässt die teils maskierten Jugendlichen hineinschauen. Kinderbücher liegen darin. Erst dann lassen die Jugendlichen von der Frau ab. Das Portal "appledaily.com" zeigte diesen Vorfall in einem Video.


Seit Wochen spielen sich in Hongkong, bis 1997 britische Kronkolonie und seitdem Sonderverwaltungsgebiet der Volksrepublik China, solche Jagdszenen ab. Meist junge Leute umringen Touristen aus China in bekannten Einkaufsvierteln wie Tsim Sha Tsui, brüllen sie an, stoßen oder treten sie, durchwühlen deren Gepäck. Allein am vergangenen Wochenende kam es zu 36 Festnahmen.

Den Touristen wird vorgeworfen, sie würden Hongkong leer kaufen und dadurch die Preise für Einheimische hochjagen. Besonders verhasst sind so genannte Parallelhändler, die teilweise dreimal pro Tag vom nahen Shenzhen in die ehemalige Kronkolonie reisen, sich mit Waren eindecken und diese dann daheim weiterverkaufen. Ein lohnenswertes Geschäft, da Hongkong weder Umsatz- noch Servicesteuern erhebt.


Laut einer Umfrage der Chinese University in Hongkong verurteilt zwar die Mehrheit der Einheimischen die Ausschreitungen. Aber 63 Prozent der Befragten sagen auch, das die hohe Zahl von chinesischen Touristen Hongkong überfordere.


Kongress-Sprecherin: "Hongkong muss Besucher schützen"


Die Jagd auf die Festland-Chinesen sorgt auch in der Volksrepublik für Aufregung. Auf Weibo, dem chinesischen Twitter-Pendant, werden die Vorfälle in Hongkong zehntausendfach geteilt und kommentiert - Boykott-Aufrufe inklusive. Der Staatssender CCTV berichtete ebenfalls ausführlich. Fu Ying, Sprecherin des Nationalen Volkskongresses in Peking, appellierte an die Behörden der Metropole: "Hongkong trägt die Verantwortung dafür, dass alle Besucher geschützt werden, die Sicherheit und Würde der Touristen vom Festland eingeschlossen."


Ein chinesischer Blogger, so berichtet die "South China Morning Post", rief zur Bildung von Schlägertrupps auf. Er lobte sogar eine Prämie aus für jeden, "der einen Hongkonger zum Weinen bringt".

In der Ex-Kronkolonie selbst werden die Proteste gegen die Festland-Chinesen mit Sorge verfolgt. Die Gewerkschaften forderten die Polizei auf, "resolut" gegen die Demonstranten vorzugehen. Denn die Ausschreitungen sind für die Handelsmetropole nicht nur ruf-, sondern auch geschäftsschädigend. Gerade Shops in Grenznähe beklagen hohe Einbußen, weil Touristen sich nicht mehr nach Hongkong wagen. Im Januar, traditionell ein guter Geschäftsmonat, sank der Einzelhandelsumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 14,6 Prozent - der schlechteste Wert seit 2003.


Nach Wochen der Untätigkeit erwägt jetzt auch die Zentralregierung in Peking aktiv zu werden. Sie will jedoch nicht etwa die Zollkontrollen an der Grenze zwischen Hongkong und Shenzhen verschärfen, sondern die Visaregeln ändern. Derzeit dürfen rechnerisch 270 Millionen Bewohner aus 49 Städten als Einzelreisende nach Hongkong reisen, andere Chinesen dürfen dies nur in Reisegruppen. Diese Regeln, so Zhou Bo, Vize-Direktor der für die Sonderverwaltungsgebiete Hongkong und Macau, sollten "bald" geändert werden. Die touristischen Kapazitäten der beiden Städte seien erschöpft.




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