jeudi 2 avril 2015

Germanophobie in Europa: Warum ich Angela Merkel verteidige




Die berühmt gewordene Titelseite des SPIEGEL, auf der Frau Merkel zu sehen ist, umgeben von Nazi-Offizieren vor der Akropolis, hat den Vorteil, dass sie endlich und ohne Umschweife die Deutschenfeindlichkeit in Europa zum Thema macht.


Dabei geht das doch schon eine ganze Weile so!

Da waren, im März 2013, die Demonstrationen in Zypern, bei denen Karikaturen der Kanzlerin auf Transparenten zu sehen waren, die sie als Adolf Hitler zeigten.


Da wurde, zur gleichen Zeit in Spanien, eine Merkel als böse Lehrerin aus Pappe gezeigt - das war während der traditionellen Fallas in Valencia, dem Frühlingsfest; Merkel diktierte dem Regierungschef und seinen Ministern die "zehn Gebote von Angela Exterminator", um anschließend in den Flammen des Scheiterhaufens von St. Joseph verbrannt zu werden.


Da waren, zwei Monate später in Portugal, ähnliche Demonstrationen mit ähnlichen Karikaturen einer auf ähnliche Weise hitlerisierten Merkel. Hochgehalten wurden sie von Schreihälsen in Trauerkleidung, die auf diese Weise ihre "Politik der Massaker an den Armen" anprangern wollten.


Da war natürlich Griechenland; dort erreichte das Phänomen mit den Ausschreitungen bereits im Oktober 2012 einen neuen Höhepunkt, und es kam vor der Akropolis zu Inszenierungen, die jenen des SPIEGEL glichen: Die Nazi-Flagge und die deutsche Fahne wurden gemeinsam hochgehalten und verbrannt.


Da war Italien, wo "Il Giornale", eine große nationale, konservative Tageszeitung, sich nicht scheute, die Titelseite am 3. August 2012 dem Heranbrechen eines "Vierten Reichs" zu widmen.


In Nordeuropa gibt es zudem Webseiten von Verschwörungstheoretikern, die im deutschen Drang, Poroschenko gegen Putin zu unterstützen, tatsächlich eine Wiederkehr des hitlerschen Geistes erkennen wollen, der einst die Ukraine unterwarf.


Ganz zu schweigen von Frankreich. Von der extremen Rechten (Frau Le Pen, die die Kanzlerin warnt, sie erlege Europas Völkern "Leiden" auf) bis zur extremen Linken (Herr Mélenchon, der gegen ihre "austeritäre" Politik wettert und sie auffordert, "die Klappe zu halten"), stellt sich hier nur die eine Frage: Wer weiter dabei geht, auf populistische Weise ein neues und hassenswertes "deutsches Reich" anzuprangern.


Deutschenfeindlichkeit trägt zum Faschismus bei


Das Problem mit dieser Germanophobie besteht nicht allein darin, dass sie dumm ist. Und auch nicht nur darin, dass sie ein weiteres Symptom dafür ist, dass das schöne europäische Projekt vor unseren Augen zerfällt.


Zur Großansicht

DER SPIEGEL



Es ist vor allem dies: Entgegen dem, was die Zauberlehrlinge uns erzählen, die die Germanophobie nähren, ist diese Deutschenfeindlichkeit kein Ausdruck davon, dass sie einen neuen Faschismus bekämpfen. Sondern vielmehr dass sie ein Teil von ihm sind und zu ihm beitragen.

Warum? Aus mehreren Gründen. Wer sagt, dass Merkel der wiederkehrende Hitler sei, banalisiert zunächst einmal Hitler. Wer eine der gewissenhaftesten, exemplarischsten Demokratien des Kontinents mit dem Regime gleichsetzt, das nicht nur das Symbol der Zerstörung der Demokratie ist, sondern der Zivilisation in Europa - der wäscht jenes Regime rein, der enthemmt jene, die Nostalgie dafür empfinden. Und er erlaubt ihnen, ob gewollt oder nicht, in den öffentlichen Diskurs Eingang zu finden.


Und außerdem, bitte hören Sie gut zu: Sind jene, die Frau Merkel am verbittertsten verteufeln, nicht etwa ganz zufällig jene, die nicht zögern, Walzer mit den Wiener Neonazis zu tanzen? Oder sich in Athen mit den Abgeordneten einer wirklich extremistischen Partei zu verbünden? Und hat der Lärm, der nun zu der Frage veranstaltet wird, ob Deutschland "das Band zu seinen Dämonen erneuert", nicht auch zur Folge, dass die Stimmen der faschistischen, wenn nicht gar neonazistischen Parteien übertönt werden, die tatsächlich dabei sind, in Europa Fuß zu fassen? Von der Goldenen Morgenröte in Griechenland bis zu Jobbik in Ungarn, vom SNS in der Slowakei bis zum Vlaams Belang in Belgien oder zur bulgarischen Ataka.


Außerdem: Frau Merkel ist eine Frau. Der Hass, der Ekel, mit dem die Frauen - neben den Juden - von den Rassentheoretikern der Zwanziger- und Dreißigerjahre betrachtet wurden, war stets ein essenzieller Teil des Faschismus.


"Sie lieben das Geld über alles"


Ich füge hinzu: Die Parolen, die im März 2013 in Valencia skandiert wurden, diese Art und Weise, dem Bildnis der Kanzlerin zu sagen: "Sie lieben das Geld über alles" oder "Sie folgen den Banken und der EZB" - all das hatte einen Geschmack des Kampfes gegen das "Goldene Kalb" oder die "kosmopolitische Plutokratie", der übel roch.


Die meisten Menschen haben verstanden, dass der Antiamerikanismus, wie ihn die extreme Rechte geboren und genährt hat, in Deutschland beispielsweise der Heideggerismus, eine Grundkomponente des Faschismus ist.


Es ist an der Zeit, dass sie verstehen, dass das Gleiche auch für eine Germanophobie gilt, die in Frankreich mit dem antisemitischen Romanautor und Aktivisten Maurice Barrès aufschien - er sah in den Lehren Kants ein Vehikel der "Verjudung" des europäischen Geistes; sie triumphierte mit dem langatmigen Kampf, den Charles Maurras von der Action Française gegen "jüdische und deutsche Abstraktionen" führte; sie fand ihren Höhepunkt in den rot-braunen Zellen, die, bis heute, auf Seiten, die ich lieber nicht nenne, jenen Leute "eine Suppe" und "ein Versteck" anbieten, die willens sind, "die Unternehmer abzuknallen", die angeblich im Sold der Kanzlerin stehen.

Die Ideengeschichte hat ihre Logik, ihre Vernunft und ihre Unvernunft, sie hat ihr Unbewusstes und ihre Langfristigkeit, denen man niemals entkommt.


Und dies ist der Grund dafür, dass es mir entscheidend erscheint, der dunklen Kraft entgegenzutreten, die aufsteigt, die sich aufbläst und die anschwillt - und Frau Angela Merkel zu verteidigen.






Share this post
  • Share to Facebook
  • Share to Twitter
  • Share to Google+
  • Share to Stumble Upon
  • Share to Evernote
  • Share to Blogger
  • Share to Email
  • Share to Yahoo Messenger
  • More...

0 commentaires:

Enregistrer un commentaire