Mullah Omar ist seit 19 Jahren der Anführer der Taliban - doch über den Afghanen ist kaum etwas bekannt. Er trat so gut wie nie öffentlich in Erscheinung, und es gibt nur sehr wenige Bilder von ihm. Der Mann, der von 1996 bis zum Einmarsch der alliierten Truppen unter Führung der USA im Oktober 2001 de facto der Staatschef von Afghanistan war, ist ein Mysterium. Die Taliban kratzen nun an diesem Mythos: Am Sonntag veröffentlichten sienach Angaben der BBC eine 5000 Worte umfassende Biografie über Omar auf ihrer Website.
Die Biografie räumt mit umstrittenen Fakten über seine Geburt und Erziehung auf und liefert Details und Anekdoten aus seinem Leben. Demnach wurde Mullah Omar 1960 in der Provinz Kandahr im Süden des Landes geboren, sein Vater Moulavi Ghulam Nabi, ein angesehener Gelehrter und Person des öffentlichen Lebens", sei fünf Jahre nach seiner Geburt gestorben.
Den Angaben der Taliban zufolge habe Omar wegen des Einmarsches der Sowjetischen Truppen 1979 sein Studium beendet und wurde dann zum Gotteskrieger. Während der Kämpfe gegen die Russen habe Omar sein rechtes Auge verloren. 1996 wurde er zum Amir al-Muminin berufen, dem "Herrscher der Gläubigen". Seitdem führt er die Taliban in Afghanistan an.
Die Taliban treten mit der Veröffentlichung zudem Spekulationen entgegen, Omar könne bereits tot sein. Der Anführer sei stets verbunden mit dem tagesaktuellen Geschehen in Afghanistan und der Welt, heißt es laut BBC in der Biografie. Zwar werde er "regelmäßig vom Feind verfolgt", setze aber davon unbeeindruckt seine "dschihadistischen Aktivitäten" gegen die "ungläubigen ausländischen Invasoren" fort.
Der Aufenthaltsort Omars indes bleibt unklar. Die USA haben ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn ausgeschrieben, mit Beginn des Krieges 2001 tauchte er unter und wird seither im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan vermutet, von wo aus er die afghanischen Taliban führen soll.
Analysten gehen laut BBC davon aus, dass die Taliban mit der Veröffentlichung auf die wachsende Bedeutung des "Islamischen Staats" reagierten. Die Nachrichtenagentur AFP spekuliert, dass die Taliban damit die Abwanderung ihrer Kämpfer zum IS verhindern wollten.
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