lundi 2 mars 2015

Zeugin oder Täterin? - Putin-Kritiker Nemzow starb in ihren Armen


Boris Nemzow und Anna Durizkaja spazierten vergangenen Freitag nach einem Abendessen über die Große Moskwa-Brücke nahe dem Roten Platz in Moskau, als plötzlich ein Mann auftauchte und die tödlichen Schüsse auf den Kreml-Kritiker abgab. Das ukrainische Model blieb unverletzt.


Die russische Polizei verhörte Durizkaja noch in derselben Nacht bis morgens um 5 Uhr. Laut Freunden des Paars galt sie jedoch nicht nur als wichtige Augenzeugin, sondern – zumindest zeitweise – auch als Verdächtige, wie die Daily Mail schreibt. «Sie ist das Opfer von ungeheuerlichen Unterstellungen, während sie trauert. Es wirkt wie eine Hetzkampagne», sagte einer ihrer Freunde.


Kreml-treue Medien vermuten Beziehungsstreit


Regierungsnahe russische Medien griffen diese Theorie schnell auf. Die Rolle der Ukrainerin müsse genauer untersucht werden, forderten sie. Ganz nach dem Grundsatz «cherchez la femme» vermuteten manche einen Beziehungsstreit zwischen dem 23-jährigen Model und dem 55-jährigen Frauenhelden. Konkreter wird die russische Zeitung Life News: Sie nennt Eifersucht und eine Abtreibung als mögliche Gründe für die Tat. Die Zeitung beruft sich auf eine «Quelle in Ermittlerkreisen», Beweise dafür fehlen.


Offiziell wird diese Theorie nicht weiterverfolgt. Laut Alexander Bastrykin, dem Chef des staatlichen Ermittlungskomitees, gehen die Untersuchungen in vier andere Richtungen, wie der Spiegel schreibt. Als tatverdächtig gelten demnach Islamisten, ukrainische Extremisten, obskure Geschäftspartner des Opfers sowie Unruhestifter.


Islamisten und Extremisten im Visier der Polizei


Islamisten hätten deshalb ein Motiv, so Bastrykin, weil sich Nemzow nach den Attentaten von Paris mit den Opfern des französischen Satiremagazins «Charlie Hebdo» solidarisiert hatte. Angesichts der Tatsache, dass dies weltweit Tausende gemacht hatten, wirkt diese Vermutung etwas weit hergeholt.


Noch weiter hergeholt mutet die These der ukrainischen Extremisten an: Laut Bastrykin gibt es «auf beiden Konfliktseiten radikale Personen, die sich niemandem unterordnen», zitiert der Spiegel den russischen Chef-Ermittler. Weitere Ausführungen zu dieser Theorie blieben aus.


Die dritte Theorie verfolgt die Möglichkeit, dass Nemzow in undurchsichtige Geschäfte verwickelt war und von Tätern aus diesem Umfeld ermordet wurde. Auch hier fehlen weitergehende Erklärungen, wie die Beamten auf diese Spur kamen.


Wurde Nemzow geopfert?


Schließlich vermutet die Polizei, dass Unruhestifter hinter der Tat gestanden haben könnten. Darunter verstehen sie andere Kreml-Kritiker oder aber westliche Geheimdienste. Personen aus beiden Kreisen hätten ein Interesse daran, für Destabilisierung zu sorgen. Dafür hätten sie den charismatischen Politiker geopfert, weil danach sofort Personen aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin als Mörder verdächtigt würden.


Von der Möglichkeit, dass der Kreml etwas mit dem Tod des Kreml-Kritikers zu tun haben könnte, sprach Chef-Ermittler Bastrykin nicht.


(L'essentiel/kmo)






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