mercredi 11 mars 2015

Nina Hagen - «Wahrscheinlich waren die Beatles schuld»


Die deutsche Punk-Ikone Nina Hagen wird am Mittwoch 60 Jahre alt. Im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagt die gebürtige Ost-Berlinerin, was ihr wichtig ist, woran sie arbeitet - und was sie «ankotzt».





Wie sind Sie als DDR-Mädel überhaupt zum Punk gekommen?

Wahrscheinlich waren die Beatles schuld – und die Rolling Stones. Rockmusik bedeutete für uns damals die Revolution, die Tür in die Freiheit. Und deshalb war der Wunsch, selbst Rock zu machen, schon ganz früh da.


Und Ihre schrille Verkleidung gehörte dann auch dazu?

Na hallo, es ist ja nicht so, dass ich jedesmal in den Farbeimer gefallen bin, wenn ich auf der Bühne stehe! Aber ich erinnere mich, dass ich als Teenager mal in den Spiegel meiner Mutter geschaut habe und dachte: Oh mein Gott, das geht ja gar nicht, ich bin ja ne richtig harsche Schönheit! Und dann hab ich angefangen, mit dem Schminken rumzuexperimentieren.


Sie haben ja reichlich Etiketten aufgeklebt bekommen. Wie würden Sie sich selbst bezeichnen?

Als Mensch. Ich bin die Tochter von meiner Mama und von meinem Papa. Und ich bin natürlich auch die Tochter vom Schöpfer.


Stichwort Schöpfer. Sie haben sich lange mit dem Hinduismus beschäftigt, mit 54 haben Sie sich taufen lassen ...

Der Glaube hat mich durch mein ganzes Leben begleitet. Ich bin in meinem 17. Lebensjahr auf einem LSD-Trip plötzlich durchs Universum geschleudert worden, in einen Höllenbereich. Und da habe ich mich erinnert, dass man Gott um Hilfe rufen kann. Dadurch bin ich raus aus meinem Körper und rein in eine Dimension, wo ich dem Schönsten, dem Liebsten, dem Jesus Christus von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Das war meine Taufe im Feuer, im Geiste.


Ist der Glaube auch der Grund für Ihr soziales Engagement?

Ja, aber auch meine persönliche Lebensgeschichte. Mein Großvater väterlicherseits hat in der Zeit der Judenverfolgung ab 1933 noch alle Verwandten und Kinder ins neutrale Ausland gebracht. Zurück in Deutschland haben Freunde versucht, ihn in der Psychiatrie zu verstecken – 1942 griffen in den Heimen die Euthanasie-Programme der Naziverbrecher und er wurde schließlich im KZ Sachsenhausen ermordet. Mein Papa, ein wunderbarer Schriftsteller, wurde als Widerstandskämpfer im Zuchthaus so gefoltert, dass er an Körper und Seele zerbrach. Deshalb finde ich schon, wir sollten uns dafür einsetzen, dass der Raubtierkapitalismus heute nicht überall das Sagen hat.


Woran arbeiten Sie aktuell?

Wir stecken mittendrin in der Arbeit zu einem neuen Album. Das ist ein sehr schönes musikalisches Projekt mit Daniel Welbat, der auch den Soundtrack zu dem Film «Der 7te Zwerg» geschrieben hat. Er ist ein ganz toller Musiker, Produzent, Komponist und Sänger, und wir haben ein paar sehr interessante neue Sachen gemacht, die wir grad aufnehmen.


Wann kommt es raus?

Wir sind mittendrin und es kommt bestimmt dieses Jahr noch raus. Wir haben schon noch ein paar Ässe in den Ärmeln.


Sie wollten ja ursprünglich Schauspielerin werden ...

Bin ich doch, immer gewesen! Dieses Jahr machen wir mit Arnd Kosmack einen Film, in dem ich mit meinen Kindern zusammen spiele. «Googleprixtown» ist der Arbeitstitel. Und dann kommt noch eine zweite Kinorolle dieses Jahr, auch so Richtung Märchen, Kinder, Musik ... Es gibt halt Regisseure, die Frauen in fortgeschrittenem Alter sehr schön finden, hihi.


Sie hatten dagegen eine Vorliebe für jüngere Männer ...

Na, Moment mal, das ist ja Altersrassismus, was Sie da betreiben! Ich war doch damals auch jung, als ich junge Männer geliebt habe. Aber jetzt bin ich 60, und seit mehr als zehn Jahren fasse ich keinen Mann mehr an. Jetzt habt Ihr alle keinen Grund mehr, Euch das Maul über meine Beziehungen zu zerreißen. Als alter Punk kotzt mich das total an, dass in der Öffentlichkeit über meine Beziehungen rumgelabert wird.


(dpa)






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