dimanche 1 mars 2015

Debatte um transparente Gehälter: Zeigt her eure Löhne


Bisher laufen Gehaltsgespräche so: Ein Mitarbeiter geht am Jahresende zum Vorgesetzten, die Tür fällt zu. Wenig später geht die Tür wieder auf. Vielleicht ist er demnächst um ein paar hundert Euro monatlich reicher, vielleicht auch nicht. Das werden seine Kollegen nie erfahren. Denn wer in einem Unternehmen wie viel verdient, das bleibt meist ein Geheimnis zwischen Chef und Angestelltem.


Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will das ändern. Sie wirbt für ein Gesetz, das es Mitarbeitern einer Firma ermöglicht, das Gehalt von gleichgestellten Kollegen in Erfahrung zu bringen. Auf diese Weise soll auch die Bezahlung zwischen Männern und Frauen angeglichen werden (mehr erfahren Sie im neuen SPIEGEL, den Sie hier herunterladen können).

Der Vorstoß ist richtig, weil er Ungerechtigkeiten beseitigen kann. Über das Gehalt entscheiden oft nicht nur Qualifikation und Engagement, sondern auch Hartnäckigkeit oder der gute Draht zur Chefetage. Im Kollegenkreis ist kaum bekannt, welche Spielräume es gibt und wie sich die Gehälter warum unterscheiden. Über das eigene Einkommen sprechen die wenigsten.


Natürlich sollte sich jeder Mitarbeiter über branchenübliche Löhne informieren und versuchen, entsprechend zu verhandeln. Doch häufig finden Gehaltsgespräche ohne belastbare Grundlage statt. Hier müssen sich die Unternehmen öffnen. Es gibt keinen Grund, Gehaltsstrukturen unter Verschluss zu halten.


Das sehen Wirtschaftsvertreter anders: Nach Frauenquote und Mindestlohn drohe ein weiteres "Bürokratiemonster", kritisieren sie. Ein solches Gesetz schüre ein "Klima des Misstrauens", heißt es von Verbänden.


Nachvollziehbare Strukturen stärken das Vertrauen


Womöglich steckt dahinter die Furcht vor allzu selbstbewussten Angestellten. Denn mit einer Transparenzpflicht könnte jeder Mitarbeiter überprüfen, ob die eigene Bezahlung in etwa dem entspricht, was ein Kollege mit gleichen Aufgaben verdient. Größere Lohngefälle würden sichtbar, Forderungen gestellt.


Dabei überwiegen die Vorteile: Klares Personalmanagement mit nachvollziehbaren Strukturen stärkt das Verhältnis zwischen Arbeitgeber- und -nehmer, das bringt Vertrauen und Motivation.


Auch die Mehrbelastung dürfte sich in Grenzen halten. Die Gehälter ihrer Mitarbeiter zu anonymisieren, in Kategorien zu unterteilen und im Intranet hochzuladen - das klingt nicht viel komplizierter als das Erstellen einer Excel-Tabelle.

Wahrscheinlich müssten Unternehmen neue Stellen schon im Vorfeld in Gehaltsstufen einteilen, aber auch das wäre den Aufwand wert. Viele Firmen füllen ganze Aktenschränke mit Abrechnungen von Telefonrechnungen und Konferenzkeksen. Da sollte es möglich sein, auch noch den Wert der Jobprofile im eigenen Laden klar beziffern zu können.


SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles und SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel täten gut daran, Schwesig zu unterstützen. Denn bei diesem Gesetz geht es um mehr als Frauenförderung. Welche Differenzen es bei Gehältern gibt, das ist für männliche Arbeitnehmer ebenso interessant wie für weibliche.



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Sollten Gehälter transparent sein?

Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) will die Lohnstruktur in deutschen Unternehmen per Gesetz transparent machen. Wie finden Sie diese Idee?






Zur Autorin




Jeannette Corbeau



Annett Meiritz ist Politik-Redakteurin im Parlamentsbüro von SPIEGEL ONLINE.

E-Mail: Annett_Meiritz@spiegel.de


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