mercredi 1 avril 2015

Machtwechsel in Nigeria: Neuanfang mit dem Ex-Diktator


Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.




Der 31. März 2015 wird als historisches Datum in die Geschichte Nigerias eingehen. Es ist der Tag, an dem zum ersten Mal seit dem Ende der Militärherrschaft im Jahr 1993 ein amtierender Staatschef abgewählt wurde. Präsident Goodluck Jonathan hat mit einer noblen Geste die Niederlage eingeräumt und dem Wahlsieger Muhammadu Buhari gratuliert. Nigeria, mit seinen 175 Millionen Einwohnern die größte schwarze Demokratie der Welt, hat damit eindrucksvoll bewiesen, dass auch in einem afrikanischen Krisenstaat ein friedlicher Machtwechsel möglich ist. Noch Stunden vor der Schließung der 155.000 Wahllokale hatten viele Beobachter diesen Erfolg für unwahrscheinlich gehalten. Die Pessimisten prophezeiten ein heilloses Chaos, flächendeckende Wahlfälschungen, blutige Unruhen, Attacken der Terrormiliz Boko Haram. Die ethnisch und religiös zerrissene Bundesrepublik glich einem Pulverfass, schließlich traten ein Muslim aus dem Norden (Buhari) und ein Christ aus dem Süden (Jonathan) gegeneinander an.

Doch das erbittert geführte Wahlkampf-Duell der beiden Spitzenkandidaten löste wider Erwarten keine Explosion aus. Bleibt nur zu hoffen, dass die enttäuschten Anhänger des Verlierers nicht doch noch auf die Barrikaden gehen. Nach der letzten Präsidentschaftswahl vor vier Jahren kam es vielerorts zu Gewaltexzessen, 800 Menschen starben.


Die Wende deutete sich bereits während des Wahlkampfs an. Viele Nigerianer waren ihres miserabel bis gar nicht regierenden Präsidenten überdrüssig geworden. Jonathan sei schon der Hut zu schwer, den er auf seinem Kopf trage, spottete das Volk.


Wunsch nach einen starken, unbestechlichen Präsidenten


Ganz anders wurde sein Herausforderer Buhari wahrgenommen. Der warb mit dem Slogan "Change", also Wandel, und einem Besen als Symbol des Oppositionsbündnisses. Seine Auftritte zogen gewaltige Menschenmassen an. Es war spürbar, dass sich die Mehrheit einen neuen Mann im höchsten Staatsamt wünscht: Einen starken, unbestechlichen Präsidenten, der mit der Korruption aufräumt. Und mit der islamistischen Mördertruppe Boko Haram, die den Nordosten des Landes terrorisiert.


Muhammadu Buhari wird das zugetraut. Der gemäßigte Muslim und Ex-General der Armee hat Nigeria in den Achtzigerjahren schon einmal mit harter Hand regiert. Zu hart, sagen seine Kritiker. Er ließ damals Oppositionelle gnadenlos verfolgen und öffentliche Hinrichtungen durchführen. Buhari wehrt alle Vorwürfe kühl ab: Er könne zwar die Vergangenheit nicht ändern, wohl aber die Zukunft.

Die Zukunft beginnt am 29. Mai, wenn Buhari als Staatspräsident vereidigt wird. Er ist mit 72 Jahren nicht mehr der Jüngste, und er weiß, dass er vor titanischen Herausforderungen steht. Denn nach dem massiven Einbruch des Ölpreises ist die Wirtschaft des größten Erdölexporteurs Afrikas angeschlagen, und die mächtigen Eliten, die den Staatshaushalt seit Jahrzehnten plündern, werden jeden Reformversuch torpedieren. Im Nigerdelta haben die von Jonathan befriedeten Rebellen bereits angedroht, wieder zu den Waffen zu greifen, falls Buhari triumphiert.


Vor allzu großen Erwartungen muss ohnehin gewarnt werden, denn in Afrika haben sich schon viele Hoffnungsträger in lausige Kleptokraten verwandelt, sobald sie an der Macht waren. Doch erst einmal dürfen die Nigerianer feiern: Sie haben ein politisches Fanal für den ganzen Kontinent gesetzt. Wenn der kranke Riese Nigeria sich selber kurieren kann, dann sollte der Rest Afrikas das auch können.




Zusammenfassung: Ex-Militärdiktator Buhari ist der neue Hoffnungsträger Nigerias. Schon dass der Machtwechsel bislang friedlich verlief, ist ein Erfolg. Nun muss er trotz sinkender Ölpreise die Wirtschaft stabilisieren, den Terror der Boko Haram bekämpfen und die Rebellen im Nigerdelta befrieden.


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