jeudi 16 avril 2015

Kommentar zu Türkei-Armenien: Ein Völkermord ist ein Völkermord ist ein Völkermord

Mit Völkermorden kennen sich die Deutschen bekanntlich aus. In diesem Jahr jährt sich zum 70. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Feiern dazu werden uns daran erinnern, mit welch grausiger Professionalität Millionen Deutsche Europa in ein Schlachthaus verwandelt haben. Grundsätzlich gilt deshalb immer und für alle Zeit: Deutsche Politiker sollten sehr vorsichtig sein, wenn sie anderen Ländern erklären wollen, wie die bitte schön ihre Geschichte aufarbeiten sollten.

Das einmal vorweg gesagt. Wie ist es jetzt mit der Türkei? Das Osmanische Reich hat vor 100 Jahren einen grausigen Völkermord an den Armeniern verübt, wohl mehr als eine Million Menschen kamen dabei ums Leben. Bis heute ist die Türkei nicht bereit, dies anzuerkennen, sich mit dieser Geschichte wirklich ehrlich auseinanderzusetzen. Es gibt ein bisschen Bedauern, aber das war es auch schon.


Herumdrucksen hilft nicht weiter


Nun steht der Jahrestag an - und längst machen viele Druck: Die US-Politiker, Frankreich oder auch der Papst fordern von der Türkei eine offene Debatte ein. Das ist gut so. Deutschland hat sich in der Sache offiziell stets zurückgehalten, von Völkermord wurde von Seiten der Bundesregierung nie gesprochen, aus vielen Gründen: wegen der eigenen Geschichte, wegen realpolitischer Vorsicht und so weiter.


Ein Völkermord ist ein Völkermord ist ein Völkermord. Auch Deutschland wird nicht länger darum herum kommen, die Sache beim Namen zu nennen. Die Debatte, die in Berlin begonnen hat, muss geführt werden. Es geht darum, dass Regierung, Parlament und Präsident für die Werte eintreten, für die Deutschland heute steht: Menschrechte, Freiheit, Aussöhnung zwischen den Völkern. Ein Herumdrucksen bei der Aufarbeitung von Geschichte hilft da nicht weiter.


Deshalb gehört zu diesem Gedenktag auch die Erinnerung an deutsche Verantwortung. Das Osmanische Reich war zur Zeit des Völkermords mit Deutschland verbündet und viele deutsche Stellen hatten von dem Genozid Kenntnis, ohne etwas dagegen zu unternehmen.

Natürlich würde eine Veränderung der deutschen Position viele Türken und ihren stolzen Präsidenten Erdogan empören, zumal jetzt. In der Türkei ist Wahlkampf, im Sommer wird gewählt. Da wird noch viel nationalistisches Getöse zu hören sein. Aber das geht vorbei. Deutschland ist als Partner zu wichtig für die Türkei, als dass sie wegen dieser Sache den Bruch riskieren würde.


Wie immer in den internationalen Beziehungen macht am Ende der Ton die Musik. Es geht um Ehrlichkeit, der Gestus des Oberlehrers wäre für die deutsche Politik falsch. Und: Niemand sollte der Versuchung erliegen, die Betonung der Verbrechen anderer Nationen zu Relativierung von deutscher Schuld einzusetzen. Denn die deutschen Verbrechen lassen sich nicht relativieren.



Völkermord an den Armeniern


Worum geht es?



Millionen Armenier sind während des Ersten Weltkriegs aus dem Osmanischen Reich geflohen oder vertrieben worden. Ende des 19. Jahrhunderts lebten in dem Vorläuferstaat der heutigen Türkei etwa 2,5 Millionen Armenier. Die osmanische Regierung sah in der christlichen Minderheit innere Feinde und zweifelte im Weltkrieg an deren Loyalität im Kampf gegen das christliche Russland.


Daher begann 1915 die systematische Vertreibung und Vernichtung der Armenier. Nach unterschiedlichen Schätzungen kamen bei den Deportationen 1915/1916 zwischen 200.000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben. Viele Armenier wurden gezwungen, zum Islam überzutreten.



Wie werden die Taten international bewertet?



Die Regierung im Südkaukasusstaat Armenien sieht in den Massakern einen "Genozid". Am 24. April gedenkt die Ex-Sowjetrepublik der Gräueltaten, die vor 100 Jahren begannen.


1987 stufte auch das Europaparlament die Tragödie als "Völkermord" ein und forderte die Regierung in Ankara auf, dies ebenfalls anzuerkennen. Zahlreiche Regierungen folgten. Am 12. April 2015 bezeichnete Papst Franziskus die Morde ebenfalls als Genozid.



Wie verhält sich die Türkei?


Die Türkei, wo nur noch eine armenische Minderheit lebt, bestreitet einen Völkermord vehement. Die fast hundert Jahre zurückliegenden "tragischen Ereignisse" seien etwas für Historiker, heißt es in der Türkei. Die Armenier hätten sich ihrerseits in einem Bürgerkrieg erhoben - und das Osmanische Reich habe nur reagiert. Die hohen Todeszahlen seien durch die Wirren des Krieges, Hunger und Witterung zu erklären, so eine verbreitete Darstellung.





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