mercredi 25 février 2015

Warnung der Nato: Putin hat die Republik Moldau im Blick


Chisinau - Am 20. Januar dieses Jahres flogen drei Europa-Abgeordnete nach Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau. Unter ihnen war auch der westfälische Christdemokrat Elmar Brok, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten und einer der einflussreichsten EU-Parlamentarier. Die Mission des Trios: einer pro-europäischen Regierungsmehrheit in der kleinen Ex-Sowjetrepublik auf die Beine zu helfen. Viel geblieben ist von ihren Bemühungen nicht. Nun warnt sogar die Nato vor einer russischen Aggression in dem kleinen Land.


Der Nato-Oberkommandierende Philip Breedlove sagte am Mittwoch vor dem Verteidigungsausschuss des US-Repräsentantenhauses, Russland betreibe in "Moldau und an anderen Orten eine breite Informationskampagne".

Moskau hat trotz einer im Jahr 1999 getroffenen Rückzugsvereinbarung noch immer eigene Soldaten und Waffenvorräte in Transnistrien an der Grenze zur Ukraine. Diese Soldaten nutze Russland nun, "um Moldau von einer Annäherung an den Westen abzuhalten", warnt Breedlove.


Neuer Ministerpräsident der Republik Moldau: Chiril Gaburici Zur Großansicht

DPA


Neuer Ministerpräsident der Republik Moldau: Chiril Gaburici




Bei den Wahlen am 30. November 2014 hatten drei sogenannte pro-europäische Parteien eine dünne Mehrheit in Moldau erhalten. Doch die Liberale Partei verließ die Koalitionsverhandlungen: Sie hatte sich mit ihren Forderungen nach einer Justizreform und einem Kampf gegen Korruption nicht durchsetzen können. Dabei hatten sich die drei Parteien zwischenzeitlich schon darauf geeinigt, dass ein unabhängiger, von der EU unterstützter Generalstaatsanwalt in den quasi-mafiösen Wirtschafts- und Finanzstrukturen des Landes aufräumen sollte. "Allerdings", sagt Brok, "hatte ich schon damals das dunkle Gefühl, dass die Oligarchen das nicht wollen."

In der vergangenen Woche bildeten nun die Liberaldemokratische Partei und die Demokratische Partei eine Minderheitenregierung, die von den Kommunisten unterstützt wird. Ministerpräsident ist Chiril Gaburici, ein 38-jähriger Geschäftsmann und Ex-Manager von Telekommunikationsfirmen in der Moldau-Republik und Aserbaidschan.


Die meisten unabhängigen Beobachter im Land sind sich sicher: Mit dieser Regierung rückt die Moldau-Republik von ihrem bisherigen pro-europäischen Reformkurs ab und nähert sich wieder Russland an.


"Ein Rechtsstaat existiert in der Moldau-Republik bisher nicht", sagt der Politologe Oazu Nantoi. "Die große Gefahr ist jetzt, dass die Annäherung an die EU und rechtsstaatliche Reformen nur noch vorgegaukelt werden. Das ist genau, was Putin erreichen will."


Moskau übt Druck über Gaslieferungen aus


Tatsächlich bestimmt Russland bereits seit einem Vierteljahrhundert die Geschicke des kleinen Landes entscheidend mit:



  • Die Moldau-Republik, unabhängig seit 1991, ist nahezu vollständig von russischen Energielieferungen, vor allem von russischem Gas, abhängig. Das staatliche moldauische Gasunternehmen Moldovagas gehört zur Hälfte dem russischen Konzern Gazprom.

  • Russland ist der Hauptmarkt für moldauische Agrarprodukte, außerdem arbeiten mehrere hunderttausend moldauische Gastarbeiter in Russland. Deren Finanztransfers machen einen Großteil des moldauischen Bruttosozialproduktes aus.

  • In Transnistrien im moldauischen Landesosten, wo seit 25 Jahren moskautreue Separatisten herrschen, hat Russland zudem rund 2000 Soldaten stationiert und umfangreiche Waffenlager eingerichtet, die es trotz eines Abkommens von 1999 nicht abzieht.


Wann immer das Land mit seinen dreieinhalb Millionen Einwohnern in den vergangenen Jahren gegen den russischen Einfluss aufbegehrte, übte Moskau Druck aus. Meistens über den Gashahn, zunehmend auch durch Importsanktionen. Im September 2013, als die östliche Partnerschaft der EU für die Moldau-Republik konkreter wurde, stoppte Russland Wein- und Weinbrandimporte, angeblich wegen Qualitätsmängeln. Die Sanktionen wurden verschärft und auf Obst ausgedehnt, als Moldau im Sommer 2014 ein Assoziierungsabkommen mit der EU schloss.


Oligarchen haben wenig Interesse an EU-Annäherung


Russland kontrolliert und finanziert auch einen Teil der politischen Parteien im Land. Aktuell ist dies vor allem die "Partei der Sozialisten", eine Abspaltung der Kommunisten, die bei den Wahlen vom November stärkste Parlamentspartei wurde und einen Beitritt zur Eurasischen Wirtschaftsunion fordert. Sozialisten-Chef Igor Dodon fällt vor allem durch politische Auftritte in Moskau auf, weniger als Abgeordneter im Chisinauer Parlament.


Auch moldauische Oligarchen haben wegen ihrer undurchsichtigen geschäftlichen Verflechtungen mit Russland wenig Interesse an einem EU-Integrationsprozess. Inbegriff dieser Elite ist der Geschäftsmann Vlad Plahotniuc, 49, die graue Eminenz der Demokratischen Partei und einer der wichtigsten Strippenzieher in der Moldau-Republik. Er soll sein auf mehrere hundert Millionen Euro geschätztes Vermögen unter anderem durch sogenannte Raider-Angriffe auf moldauische Banken und Versicherungen gemacht haben. Dahinter verbirgt sich praktisch ein Raub von Eigentumsanteilen an Unternehmen, legalisiert mit Hilfe korrupter Richter und Beamter.


Plahotniuc soll außerdem Geldwäsche für russische Banken betrieben haben, weshalb Interpol zeitweise gegen ihn ermittelte. "In der Moldau-Republik existiert ein Staat im Staate, und die Regeln sind von Clans für Clans gemacht", kommentiert die moldauische Journalistin Natalia Morari diese Verhältnisse in einem aktuellen Blog-Eintrag.


Regierung formal pro-europäischDer neue Regierungschef Gaburici gilt Beobachtern lediglich als Marionette der Oligarchen. Formal spricht sich Gaburici für eine Fortsetzung des pro-europäischen Kurses aus, tatsächlich strebt seine Regierung vor allem einen Ausgleich mit Russland an. In seinen ersten Stellungnahmen vermied Gaburici Kritik am russischen Vorgehen in der Ukraine und bat die Separatisten im eigenen Land höflich um einen "konstruktiven Dialog".

Denn Russland baut derzeit neue Drohkulissen in der Moldau-Republik auf: Im Autonomiegebiet der Minderheit der Gagausen im Süden des Landes steht im März die Wahl des Gouverneurs an - dort drohen politische Führer schon lange mit der Abspaltung und dem Anschluss an Russland. Damit würde das Land endgültig zerfallen. Denn Transnistrien sucht schon lange den Anschluss an Russland.


Ist damit die östliche Partnerschaft der EU für die Moldau-Republik hinfällig? "Auf keinen Fall", sagt Elmar Brok. "Wenn wir jetzt erklären, dass alles gescheitert ist, dann werfen wir die Moldau-Republik Russland in den Rachen, dann hat Putin gewonnen, und das wollen wir natürlich nicht."






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